Lesebericht zu „Kanakenblues“ von David Gray

KanakenbluesEin Gangster und ein Bulle – seit frühen Jugendjahren befreundet – verstricken sich in korrupte Geschäfte mit kriminellen Kiezgrößen. Der farbige Kriminalbeamte Boyle und sein Freund Teddy, tauschen Drogen aus der Asservatenkammer, gegen Geld und Informationen. Informationen, mit denen Boyle sich an zwei Kollegen rächt und sie somit hinter Gitter bringt. Ein Jahr später begleitet der Rezipient Kommissar Boyle durch eine Nacht, die er nicht vergessen wird.
Kurz hintereinander werden zwei junge Männer ermordet aufgefunden. Sie wurden durch Schüsse eiskalt hingerichtet. Boyle glaubt nicht an Zufälle. Unter Hochdruck sucht er nach einer Verbindung zwischen den Mordfällen, denn einer der Ermordeten ist ausgerechnet der Sohn des Hamburger Polizeipräsidenten. Bei seinen Ermittlungen bekommt Boyle es mit korrupten Polizisten, mächtigen Gangsterbossen und nicht zuletzt mit den Schatten seiner eigenen Vergangenheit zu tun. Als sich die Hinweise verdichten, beginnt eine gnadenlose Hetzjagd auf den „Kanakenmörder“, hinter dem nicht nur die Polizei her ist.  Die Zeit für Boyle wird verdammt knapp in dieser Nacht, in der das Morden kein Ende nehmen will …

In „Kanakenblues“ prallt der Leser auf eine kulturelle Vielfalt, die David Gray durch ausgelebte Korruption verbildlicht. Er zeigt die verschiedenen Machtverhältnisse innerhalb staatlicher Behörden und denen der organisierten Kriminalität auf. Mit dem blauäugigen, afroamerikanischen Kriminalkommissar Boyle, präsentiert er einen abgebrühten, mit Vorurteilen belasteten Protagonisten, der als Polizist ernst genommen werden will, allerdings nicht darauf verzichtet, mit Kriminellen Geschäfte abzuwickeln, um seinen Lebensabend zu sichern.

Während der Leser weiß, wer der Mörder der Jugendlichen ist, befinden sich die Ermittler auf einem Ratespiel. Sie verdächtigen die ihnen bekannten Kriminellen sowie Kollegen aus den eigene Reihen. Sie erfahren erst nach und nach, wer sich hinter den Morden verbirgt und welche Beweggründe den Mörder Younas dazu anhalten, zu morden.
Eine kräftige und ungeschönte Sprache, verleiht der brutalen Geschichte, die Authentizität, die notwendig ist, um den „Kanakenblues“ dem Rezipienten dort zu visualisieren, wo er stattfindet: Auf der Straße.
Durch enorm viele Verstrickungen zwischen den handelnden Personen, muss man einen klaren Kopf bewahren, um den Kontext des Buches nicht aus den Augen zu verlieren. Dadurch bleibt die Spannung konstant auf einem hohen Level erhalten und sorgt bis zum Schluss dafür, dass der „Kanakenblues“ aufregend und überraschend bleibt.


„Neben der Integration des „Bösen“ in den Alltag, in die Arbeit der Polizei, in die Gesellschaft, neben der Frage nach der Zulässigkeit von Selbstjustiz, wenn die staatlichen Organe versagen, neben der Auseinandersetzung mit dem Fremdsein, dem Andersein bietet er eben auch ein großes Lesevergnügen“, beschreibt Anne Kuhlmeyer den „Kanakenblues“ auf ihrem Blog „Wort & Tat“ und beziffert damit die Vielfalt der im Buch verarbeiteten Konflikte.


David Gray
Kanakenblues
ISBN: 978-3-86532-454-2

 

7 Gedanken zu „Lesebericht zu „Kanakenblues“ von David Gray

    • Hallo Philly, schön etwas von dir zu hören!
      Ich hab es beim Schreiben schon gemerkt und überlegt, ob es einer Änderung bedarf. Da Boyle jedoch nicht nur blaue Augen besitzt, sondern sich ebenfalls auf einer Gratwanderung zur Illegalität befindet, fand ich diese Mehrdeutigkeit passend.
      Siehst du das anders?

      Liebe Grüße
      Oliver Steinhäuser

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      • Ja, ich glaube, wenn ich Boyle nicht kennen würde (hab das Buch aber auch gelesen), würde ich denken, er wäre naiv, unbedarft, eben blauäugig, an seine Augenfarbe würde ich erstmal wohl nicht denken. Aber das kommt auch immer darauf an, wer es liest und was man gerade so im Kopf hat. Die Gratwanderung zur Illegalität betreibt Boyle ja aber ganz bewusst, blauäugig ist er dabei ganz sicher nicht. Auch wenn er blaue Augen hat. 😉

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      • Gerne, wenn es denn berechtigt war! Manchmal lese ich das ja auch falsch! 😀

        Aber das Buch hatte schon echt Schneid, oder?

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