Reisebericht „Gardasee“ Teil 1 – Lago die Tenno – Madonna della Corona – Sirmione

Teil 1       (Teil 2 erscheint in 14 Tagen, am 24. November 2017)


Zehn Tage Gardasee:
Da kann man sich schon fragen, ob man diese badend, sporttreibend, wandernd oder reisend erleben möchte. Es sind 36° C, Städtetrips fallen daher beinahe flach. Den ganzen Tag badend in der Sonne liegen jedoch auch – vor allem mit Kind. Joggen möchte man, trotz wundervoller Aussicht und entspannendem Wasserplätschern an den Uferpromenaden zwischen Brenzone und Malcésine, bei diesen Temperaturen aber auch nicht und gewandert sind wir vor einigen Wochen bereits im Allgäu (→ zum Reisebericht Allgäu)ausgiebig.
Wir werden also einen Urlaub mit Badezeiten am Morgen und am Abend haben. Dazwischen werden wir den Lago di Tenno, die Madonna della Corona, die Grotten des Catull in Sirmione, das Skaligerkastell in Malcésine, den Monte Baldo, die Cascata della Varone, die Santuario della Madonne di Montecastello, Toscalano-Maderno und Torri del Benaco gesehen haben.
Alle Ausflüge wurden mit dem Auto bestritten. An den meisten Tagen dank Klimaanlage wohl temperiert, manches Mal mit qualmenden Reifen und heißer Kupplung.
Doch eins nach dem andern:

Die morgendliche Abreise um 4:30 Uhr beschert uns freie Straßen aus Stuttgart heraus und an Kempten vorbei. Wer die Reisekosten gering halten möchte, tankt in Österreich und spart auf der Gesamtstrecke von ca. 1200km leicht 20 € im Vergleich zum Tanken an deutschen oder italienischen Tankstellen. Erst ab der Autobahnabfahrt bei Trient beginnt der Verkehr etwas zu stocken. Über Torbole gelangen wir auf die Gardesane Orientale, die uns via Malcésine nach Assenza führt. Ein Dorf, das mit 15 weiteren kleinen Orten zur Gemeinde „Brenzone sul Garda“ zusammengefasst ist. Hier beziehen wir inmitten eines Olivenhains unsere ruhige, nur 300 Meter von Ostufer entfernt gelegene Ferienwohnung. Da wir im nördlich des Sees gelegenen Riva unseren Lebensmitteleinkauf erledigen möchten, bietet sich ein vorheriger Ausflug zum Lago di Tenno an. Ein kleiner See, der strahlend Türkis aus der grünen Landschaft sticht und einen Badeausflug wert ist. Mit seinen steil abfallenden Kiesufern muss man sich arrangieren, oder gegebenenfalls auf die kleine „Badeinsel“ im See ausweichen. Bereits jetzt wird das Reisebuch Gardasee des Michael Müller Verlags konsultiert. Unter der geöffneten Heckklappe unseres Kombis fragen wir uns: „Nehmen wir den Kinderwagen, oder die Bauchtrage?“
„[…]führt neben dem Hotel Stella Alpina ein Stufenweg […]“, weist der Reiseführer uns auf die Gegebenheiten hin. Wir brauchen also die Trage und einen Rucksack!

Unseren „Zehn-Tages-Einkauf“ erledigen wir wohl temperiert in Riva. Aufgrund von Lebensmittelunverträglichkeiten achten wir beim Einkauf auf gluten- und laktosefreie Produkte, weshalb die Wahl zu Lidl Italia, der mit einem überraschend großen Angebot dieser Produkte aufwartet, schnell fällt. Zwischen Milchtüten, Reismehlmischungen, Fleisch und Gemüse reift ein Speiseplan für die gesamten zehn Tage. Schließlich möchten wir das Flair des Sees und seiner Umgebung genießen, und uns nicht durch Supermärkte quälen.

Aus diesem Grund werfen wir bereits am zweiten Tag unsere Decken und Handtücher am Ufer aus, schlagen den Sonnenschirm in den groben Kies, cremen unsere weißen Rücken ein und ergötzen uns an den Bergen, den Sportbooten und dem leisen Säuseln der Wellen. Wir sind noch in der Phase des Ankommens, durchblättern allerdings schon wieder die Seiten unseres Reisebuchs, um die von mir vorgeschlagenen Ausflüge zu selektieren, terminlich abzustimmen und uns mit weiterer Vorfreude aufzuladen.

Einen spannenden Ausflug bietet uns am dritten Tag die Wallfahrtskirche Madonna della Corona im Etschtal. Sie liegt nahe dem Ort Spiazzi, östlich des Gardasees im Monte Baldo Massiv und ist mit 773 Metern Höhe über dem Meeresspiegel eines der höchstgelegenen Wallfahrtsorte Italiens. Da die Kirche in den Fels hineingebaut wurde, besteht die Westwand sowie Teile der Nordwand aus Felsgestein. Wie ein Adlernest thront sie über dem Tal der Etsch. Der Zugang erfolgt am einfachsten vom KFZ-Parkplatz des Hotel/Restaurant Stella Alpina. Von dort kann man zu Fuß die Treppen oder die kleine Serpentinenstraße der Buslinie 499 nehmen, und ist in 20 Minuten vor der Kirche. Den lebensechten Kreuzweg Jesu erlebt man am besten zu Fuß auf der geteerten Serpentinenstraße. Achtung: Dem Bus 499 sollte man rechtzeitig Platz machen, während er sich halbstündlich lauthals durch die steilen und sehr engen 180° Kurven schraubt.

Den vierten Tag widmen wir einem Ausflug ins 60 km entfernte Sirmione am Südufer des Gardasees. Da die Anfahrt über die Uferstraße via Garda, Bardolino, Lazise und Peschiera erfolgt, benötigen wir die eingeplanten 1,5 Stunden. Geparkt werden muss außerhalb der überwiegend autofreien Altstadt. Am Skaligerkastell vorbei schlendern wir die ersten Meter des Panoramawegs, der sich entlang der Ostseite der Halbinsel bis zu den Grotten des Catull erstreckt. Die ersten Treppen überwinden wir noch mit dem Kinderwagen, danach entscheiden wir uns jedoch bald für das Durchqueren der Stadt und den Weg durch die Gassen Sirmiones. Der Panoramaweg ist auf Reifen ungeeignet!
Am nördlichsten Zipfel der zahlungspflichtigen Grotten des Catull schließt sich ein Olivenhain an, von dem aus man eine sehr schöne Sicht auf die Kalksteinterrassen hat. Diese 100 Meter breiten Formationen umgeben das gesamte Kap wie ein Band und sorgen durch ihre geringe Tiefe unter dem Wasserspiegel für türkise Akzente im blauen See.
Die Entstehung der Kalkterrassen ist auf die Eiszeit und der sich damals nordwärts zurückziehenden Gletscher zurückzuführen. Bei diesem Rückzug blieb die Halbinsel Sirmione als dünner Span im See bestehen.

Der Reisebericht zum Gardasee wird am 24. November 2017 fortgesetzt.
Vorschau:
Cascata della Varone – Santuario della Madonne di Montecastello – Monte Baldo – Torri del Benaco & Malcésine

Reisebericht vom Buch- und Medienblog_Stempel_Reisebericht_Oliver SteinhäuserEin Reisebericht von Oliver W. Steinhäuser


Vorbereitung der Reise durch:
Eberhard Fohrer
Gardasee
ISBN 978-3-95654-201-5