Gestaltungs-Special zur Victoria Bergman Trilogie

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Die Gestaltung von Reihentiteln ist meiner Meinung nach eine große Herausforderung, da das Gestaltungskonzept des ersten Titels kontinuierlich und strikt weiterverfolgt werden muss, um der Zielgruppe ein klares Bild zu zeichnen. Dem Rezipient muss optisch eine Gestaltungsstruktur präsentiert werden, die intuitiv wiedererkannt wird, sodass die Folgetitel ganz klar identifiziert werden können. Gefährlich kann es werden, wenn der Auftakt einer Reihe misslingt.

P1020892Doch von einer solchen Gefahr sind die Titel „Krähenmädchen“, „Narbenkind“ und „Schattenschrei“ weit entfernt. Ihnen kommt zugute, dass bereits vor der Veröffentlichung des ersten Bandes feststand, dass die „Victoria Bergman“-Geschichten in einer Trilogie erzählt werden. Diese Kenntnis erlaubt es dem Goldmann Verlag ein sehr schlüssiges Gesamtkonzept zu erstellen. Gerade die Nummerierung kommt bei vielen Serientiteln zu kurz. Aus diesem Grund bin ich sehr begeistert von der Nummerierung der Bücher am Kopf des Buchrückens, der keine Verwechslung der Titel untereinander erlaubt.
Die einzelnen Nummerntafeln (I, II, III) sind dabei von einem geprägten Rahmen umschlossen und mit einer Spotlackierung versehen. Diese Veredlungsprozesse sorgen dafür, dass die Nummerierungen wie Täfelchen am Buchrücken hängen und eine angenehme Haptik erzeugen.

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Die Trilogie ist als Klappbroschur hergestellt.
Auch auf der Klappe wird konsequent mit Lack veredelt, sodass die Autorenfotos in einem schönen Glanz aufwarten.

Die Bücher der „Victoria-Bergman-Trilogie“ sind – mit all ihren Prägungen und Lackierungen – eine sehr durchdachte und am schaurigen Inhalt konzipierte Reihe, dessen Optik und Haptik sich wundervoll vereint und die Titel in Szene setzt.

 

Lesebericht zu „Blutfrost“ von Susanne Staun

Dieser Beitrag ist auch auf dem Verlagsblog von Klett-Cotta erschienen.Blutfrost_Susanne Staun_Klett-Cotta

„Blutfrost“ beginnt mit einem Mord, zu dem Dr. Maria Krause, Rechtsmedizinerin im dänischen Odense gerufen wird. Im Anschluss daran startet eine Rückblende, die die Entstehung des Mordes erzählt und den Leser auf eine spannende Reise in eine Welt voll Schmerz und der Sucht nach Aufmerksamkeit entführt.

Klappentext:
In regelmäßigen Abständen erhält Rechtsmedizinerin Maria Krause anonyme E-Mails aus Rexville in den USA. Darin wird eine Person, die Maria angeblich nahesteht, bezichtigt, ihre eigenen Kinder zu verletzen, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Die mysteriösen Nachrichten stammen von »E«. Krause versucht alles, um »E«s Identität aufzudecken. Als sie feststellt, dass ihr verhasster Zwillingsbruder gemeinsam mit seiner Frau Eva in den USA gelebt und mit ihr eine Tochter namens Emily hat, gerät ihre Psyche mal wieder vollkommen durcheinander. Mehr als einmal überschreitet die eigenwillige Rechtsmedizinerin moralische Grenzen, wohl wissend, dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegt …

Die Geschichte beginnt mit einem Mord: “Auf dem dunklen Holzboden mitten im Zimmer lag die Dame des Hauses. Sie trug einen schicken Pyjama aus weißer Seide. Auch sie war von Pappe eingerahmt. Ein schwarz gepunkteter Messerschaft, eindeutig der eines Globalmessers, ragte mitten aus ihrem hochschwangeren Bauch hervor…”.
Der Fall gerät schnell außer Kontrolle und versetzt Dr. Krause zurück in ihre Vergangenheit, die aus Vernachlässigung und Vereinsamung bestand. Als die Protagonistin schließlich E-Mails von Emily aus Rexville bekommt, dem Ort, in dem sie ihre rechtsmedizinische Ausbildung absolviert hat, beginnt für sie ein Spiel gegen die Zeit.

Das Hauptaugenmerk in „Blutfrost“ liegt nicht etwa bei den genrespezifischen Klischees, wie Blutvergießen und Gemetzel, sondern überzeugt durch eine detailreiche Betrachtung psychologischer Ursachen des Münchhausen-by-Proxy-Syndroms (Wikipedia) und dessen Auswirkungen auf betroffene Kinder und deren Familien. Authentisch und lebensnah lässt Susanne Staun den Leser spüren, was für ein inneren Antrieb Mütter des Münchhausen-Stellvertretersydroms erbarmungslos verfolgen, und welche Ängste betroffene Kinder durchleben. Erschreckend ist, dass die Opfer nicht nur schmerzgeplagt, sondern durch die ständig anstehenden Arzttermine Schulbesuche versäumen, was letzten Endes dazu führen kann, ein Leben lang unmündig zu bleiben.

Zunehmend entsteht in den beiden geplagten Protagonisten Dr. Maria Krause und Emily eine gegenseitige Anziehung. Während Emily eine liebevolle Mutter sucht, wünscht sich Dr. Krause nichts mehr, als eine Tochter, der sie all ihre Liebe zutragen kann. Dabei ist es ihr vollkommen egal, dass ihre neue „Tochter“ Emily für mehr als einen Mord verantwortlich ist.

Mit „Blutfrost“ gelingt es Susanne Staun in einem Thriller ein Sachbuch zu verpacken, das seinen Reiz in seiner durchgeknallten Protagonistin Dr. Maria Krause findet.

Susanne Staun
Blutfrost
291 Seiten, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-608-50214-5

Lesebericht zu „Braune Orchideen“ von Andreas Schnabel

Sie lesen gerne im Zug, in der U-Bahn oder sonstigen lauten Umgebungen? Kein Problem, Krach hindert die Entwicklung der Geschichte zu keiner Zeit.andreas-schnabel-braune-orchideen

Klappentext:
Sie sieht so friedlich aus, die kleine Gemeinde irgendwo im bergigen Süddeutschland, dennoch birgt sie ein furchtbares Geheimnis. Woher kommt der Hass der Alten, der so groß ist, dass sie sich gegenseitig bestialisch umbringen? Hetzt sie die Gier aufeinander? Ist es vielleicht Angst oder werden sie gar fremdgesteuert? Die Toten sind nicht arm gestorben. Im Gegenteil Sie hinterlassen jeweils viel Geld. Viel zu viel, als dass Erben eine Erklärung verlangen dürfen, ohne sich dabei in Lebensgefahr zu begeben.

Andreas Schnabel lässt eine Aura entstehen, der man sich nur schwer wieder entziehen kann. Das Verwenden regionaler Sprachelemente bereichert den Plot, hilft der authentischen Darstellung des ländlich gelegenen Ortes Schwalbach und reiht sich damit angenehm in den derzeitigen Trend der Regionalität ein.
Schwalbach, ein Dorf, das augenscheinlich von anständigen Bürgern bewohnt wird. Doch sie hüten eine fast vergessene Vergangenheit, für dessen Bewahrung sie über Leichen gehen – ein Schatz aus altem Nazigold.

Liest man aufmerksam und reflektiert, so hat jeder einzelne Charakter seine Daseinsberechtigung und steht stellvertretend für eine weltoffene und aufgeklärte Gegenwart. Von homosexuellen Männern, über die Priesterin Stefanie Jänicke, die zusammen mit dem Polizeibeamten Frank Posselt deren alte Liebe entfacht.

Alle Protagonisten werden realitätsgetreu beschrieben, ohne sich dabei stereotypischer Klischees zu bedienen. Andreas Schnabel erlaubt es den Charakteren natürlich zu sein. So spielt das Leben!

Thematisch gibt es keine Abschweife, um mit erhobenem Zeigefinger über die Verbrechen der NS-Diktatur zu richten. Und doch weiß der Leser am Ende, dass derjenige, der mit beiden Beinen im Leben steht, keinen Nationalsozialismus für sein Ego brauch.

Ein Buch das überrascht und dessen Titel sowie die Gestaltung wohl gewählt wurden.

Unbedingt lesen!

Andreas Schnabel
Braune Orchideen
ISBN 978-3-945458-01-3

Lesebericht zu „Crossroads – Ohne Gnade“ von Michelle Raven

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Ein Campingausflug im Olympic National Park wird für Warren Harper zum Horrortrip, als seine siebenjährige Tochter Emma nachts spurlos aus dem Zelt verschwindet. Der verzweifelte Vater wendet sich an die Polizei, doch die fahndet gerade nach zwei Mördern, die bei einem Gefangenentransport entkommen sind. In seiner Not bittet Warren die ortsansässige Hundeführerin Angel Burns um Hilfe. Auch wenn Angel spürt, dass Warren ihr Leben durcheinanderwirbeln wird, kann sie sich seiner verzweifelten Bitte nicht entziehen. Gemeinsam mit einem Suchhund brechen sie in die Wildnis auf, nicht ahnend, dass Emma sich längst in den Händen der Verbrecher befindet …

Die Suche nach Warrens entführter Tochter entwickelt sich zunehmen in einen Krimi mit romantischem Ausmaß. Ohne darüber im Klaren gewesen zu sein, freute ich mich auf einen spannungsgeladenen Thriller, der sich jedoch bereits im Kapitel 6 (von 32) als ein „romantic thrill“ Titel entpuppte. Schon die gewählten Namen der Protagonisten zeigt sehr deutlich, an welche Zielgruppe sich das Buch richtet. Verträumte Namen wie der der Hundeführerin „Angel“ sowie deren Suchhund „Moonlight“ präsentieren schon zu Anfang sehr eindringlich, dass das Buch nicht nur Kriminalroman ist, sondern eben auch mit einen Großteil an Romanze aufwartet.
Die Zielgruppe des Titels ist folglich weiblich, zwischen 15 und 25 Jahren alt und erwartet eine Geschichte, die von Romanze erzählt und dabei in einen spannenden Kontext gesetzt ist.
„Crossroads – Ohne Gnade“ ist kein reines Jugendbuch aber auch kein Erwachsenenroman. Romantic-Thrill-Adoleszenzroman trifft meiner Einschätzung nach sehr gut, was die Autorin Michelle Raven mit ihrem Werk zum Ausdruck bringen möchte.

Die typografische Umsetzung des Titels ist dabei leider nicht perfekt umgesetzt, da Schriftgrad und Zeilenabstände zu klein gewählt sind, als dass man sich schnell und einfach durch die Geschichte bewegen kann. Nichts desto trotz habe ich mich durch das fast 500 Seiten umfassende Werk geschlagen, intensiv gelesen und die Geschichte auf mich wirken lassen. Ich bin der Meinung, dass es dem Titel gutgetan hätte, wenn er textlich nicht so stark gedeht worden wäre. Auch 350 Seiten hätten völlig ausgereicht, um den Inhalt gut detailliert umsetzen zu können. Gerade häufige Wendungen gestalten es oft schwer, aufgebaute Spannung zu halten und den Leser dazu zu bringen „am Ball“ zu bleiben.

Positiv wirkte auf mich die Umschlaggestaltung, die im Nachhinein genau auf die hauptsächlich weibliche und junge Zielgruppe zugeschnitten ist und dabei auch eine kleine Vorahnung auf den romantischen Inhalt erlaubt.

Michelle Raven
Ohne Gnade
978-3-8025-9235-5
kartoniert mit Klappe

Der Hobbit 3: Der Buch- und Medienblog im Kino

Hobbit 3_Oliver Steinhäuser_Die Schlacht der fünf HeereHeute Morgen war der Buch- und Medienblog in einer Sondervorstellung des dritten „Der Hobbit“-Films vom Regisseur Peter Jackson. „Die Schlacht der fünf Heere“ ist der letzte Teil der dreiteiligen Verfilmung des Romans „Der Hobbit“ von J. R. R. Tolkien aus dem Jahr 1937. Er ist die Fortsetzung von „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ und das Finale eines um die eigene Vorgeschichte erweiterten sechsteiligen „Herr der Ringe“-Epos.

J.R.R. Tolkien zum Lesen:
„Der Hobbit erscheint in Wolfgang Kregs Übersetzung von 1997 in der Hobbit-Presse bei Klett-Cotta sowie im Deutschen Taschenbuch-Verlag, der außerdem „Der kleine Hobbit“ anbietet, Walter Scherfs Ur-Übersetzung von 1957. Bei Klett-Cotta gibt es verschiedene Ausgaben des „Herrn der Ringe“, das „Silmarillion“, die Vorgeschichte zu beiden, sowie die „Nachrichten aus Mittelerde“.

J.R.R. Tolkien zum Nachverfolgen:
Klett-Cotta bietet umfangreiches Begleitmaterial an, etwa den Tolkien-Atlas „Frodos Reisen“, „Die Karte von Mittelerde“ und „Die Kunst des Hobbit“ mit allen Illustrationen, die Tolkien selbst angefertigt hat.

Rezension: Der Circle von Dave Eggers

Ein Titel, den ich unbedingt lesen möchte. Leider werde ich es in diesem Jahr wohl nicht mehr schaffen.
Ich freue mich drauf…Zum Glück ist Papier geduldig 🙂

Im Bücherdschungel

Rezension

der circleDer Circle von Dave Eggers hat mich auf einen Schlag gefesselt, sodass ich gar nicht anders konnte als es in kürzester Zeit durchzulesen. Daher möchte ich hier auch gerne meinen Eindruck über dieses wirklich interessante Buch schreiben.

Die Protagonistin, Mae, erhält überraschend das Angebot, beim Circle, einem großen Social-Media-Konzern, arbeiten zu dürfen. Zu verdanken hat sie dies einer guten Freundin, die bereits beim Circle arbeitet und sie empfohlen hat. Mae ist völlig begeistert von dieser neuen Welt: die Arbeit ist zwar anstrengend, aber es gefällt ihr und alles erscheint unglaublich spannend und modern. Zunächst muss sie sich ein wenig eingewöhnen, da jeder Mitarbeiter gleich mehrere Bildschirme überwachen muss und Social Interaction und Networking großgeschrieben werden. So muss als Teil des Jobs andauernd gepostet, kommentiert und geliked werden was das Zeug hält. Darüber hinaus bietet der Circle seinen Mitarbeitern ein Rundum-Sorglos-Paket mit auf dem Campus errichteten Arztpraxen, Wohnheimen, Supermärkten…Es dauert nicht lang…

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Lesebericht zu „Die Bienen“ von Laline Paull

Dieser Beitrag wurde auch auf dem Verlagsblog von Klett-Cotta veröffentlicht!1221_SU_Paull_Bienen.indd

Ist „Die Bienen“ eine kritische Betrachtung unserer Gesellschaft, symbolisiert anhand des Lebens in einem Bienenstock?
Oder geht es in dem Buch doch nur um das Leben, das Überleben und das Miteinanderleben von den so in den Blütenhonig verliebten Insekten?

Klappentext:
Ihr Name ist Flora. Ihre Nummer 717. Sie ist ziemlich groß. Ihr Pelz ist struppig. Andere finden sie hässlich. Doch sie ist klug und mutig. Und sie kann sprechen! Flora 717 ist eine Biene. Laline Paull erzählt das ergreifende Abenteuer dieser außergewöhnlichen Biene in einer anderen und doch zutiefst vertrauten Welt.

“In der Zelle war es erdrückend eng und viel zu warm. Außerdem stank es. Ein stechender Schmerz war ihr in sämtliche Gelenke gefahren, so sehr hatte sie sich gegen die Wände gestemmt. Der Kopf wurde ihr auf die Brust gedrückt, und sie hatte Krämpfe in den Beinen, aber ihre Anstrengungen wurden belohnt – eine der Wände schien nachzugeben. Mühsam drehte sie sich um und trat mit aller Kraft dagegen. Etwas knirschte und brach. Sie zerrte daran, bis sie ein schartiges Loch vor sich hatte, durch das frische Luft hereinströmte.” S. 9

Zu Beginn des Romans, als der Leser die Geburt von Flora 717 miterlebt und wie die Bienenpolizei die Neugeborenen inspiziert und missgebildete Bienen tötet und beseitigt, wird der Eindruck einer Gesellschaftskritik zunächst bestätigt.
Doch die allgegenwärtige Kampfansage des Lebens an seine Geschöpfe ist letzten Endes auch genau das, was das Leben in einem Bienenstock beschreibt. Das durch starre Hierarchien bestimmte Leben taktet jede noch so detaillierte Aufgabe und führt all jene zur Erlösung, die sich dem System widersetzen oder nicht in ihm funktionieren. „Sterbet ach mit Würde, Schwester“.
Der Gedanke einer kritischen Auseinandersetzung mit unserer Gleichen rückt zunehmend in den Hintergrund, denn der Leser verschmilzt mit Flora 717, fühlt mit ihr, denkt mit ihr.
Wird zu ihr. Und lernt dabei das Leben aus der Sicht einer Biene zu sehen.

Die Autorin Laline Paull taucht den Rezipienten durch Flora 717, die über Fähigkeiten verfügt, die in der Regel weit über die einer Arbeiterbiene hinausgehen, in eine zwielichtige Fabel über Begabung, sozialen Aufstieg und den Umsturz repressiver Systeme.
Gerade diese Auseinandersetzungen modellieren den Titel darüber hinaus zu einem Abenteuerroman, der durch die starke und mutige Flora 717 kaum zu bremsen ist.

Und plötzlich sitze ich in dem Bienenhaus meines Großvaters: „Können Bienen wirklich tanzen?“, frage ich ihn. „Ja. Sie tanzen den Weg zur nächsten Futterkrippe, damit alle anderen Sammlerinnen dem Weg des Nektars folgen können.“
Duft frischer, von Honig durchtränkter Waben umgibt mich, steigt mir in die Nase, versetzt mich zurück in meine Jugend. Frech stibitze ich meinem Großvater ein paar Tropfen des süßen Goldes und sitze plötzlich wieder in der Stadtbahn.
Immer wieder entführen mich die Bienen in eine andere Welt. Der nächste Schwall des feinen Dufts von Honig wabert schon wieder durch die Bahn und ich vergesse auszusteigen.

Senastionell! Ich bin begeistert!

Laline Paull
Die Bienen
2. Aufl. 2014, 346 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Stanzung
ISBN: 978-3-608-50147-6

Krimi-Preis für Jussi Adler-Olson

Der dänische Kriminalautor Jussi Adler-Olson hat im Rahmen des „Mord am Hellweg“ Festivals in Unna den Europäischen Preis für Kriminalliteratur, den „Ripper Award“, gewonnen. Die mit 11.111 € dotierte Auszeichnung wurde bereits zum vierten Mal ausgelobt.
Eine aus Autorenkollegen bestehende Jury schlägt zu diesem zweijährlich vergebenen Preis einen Kandidaten vor, der dann vom Publikum der Lesereihe bestimmt wird.
Der 1950 in Kopenhagen geborene Schriftsteller Adler-Olson nimmt den von der Sparkasse Unna gestifteten Preis am 17. März 2015 entgegen.

Lesebericht zu „Broken Dolls“ von James Carol

Der Protagonist, Ermittler Jefferson Winter ist Profiler, ehemaliger FBI-Agent und Sohn eines perfiden Serienmörders. Nach der Hinrichtung seines Vaters tritt er aus dem FBI-Dienst aus, um sein Leben, als Profiler, dem Auffinden von Serienmördern zu widmen.broken_dolls

Klappentext:
Eine Tat, grausamer als jeder Mord.
Die Opfer, verdammt zu einem Leben ohne Seele.
Ein Profiler für die brutalsten Verbrechen der Welt:
Der erste Fall für Jefferson Winter.

Bereits vier Frauen sind dem Täter schon zum Opfer gefallen.
Er entführt sie, hält sie wochenlang gefangen und foltert sie.
Im Anschluss löscht er ihre Persönlichkeiten durch eine Lobotomie und setzt sie an öffentlichen Orten aus.
Als das fünfte Opfer entführt wird beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Als ich den Titel auf der Buchmesse gesehen habe, konnte ich mich ihm nicht entreißen. Der Klappentext und das Layout brüllten offensichtlich nach Aufmerksamkeit und Beachtung.
Jedoch schafft der Autor James Carol es nicht, den erzeugten Erwartungen an das Buch gerecht zu werden. Dies liegt meiner Einschätzung nach an den Charakteren, die nur schemenhaft dargestellt werden. Auch die Erzählperspektive des Profiler Jefferson Winter in der Ich-Form, eröffnet dem Rezipienten die Gefühlswelt des Ermittlers nicht.
Die Perspektiven alternieren zwischen der des Ermittlers und der des aktuellen Entführungsopfers Rachel Morris. Diese betrachtet das Geschehen aus der Perspektive der dritten Person. Aber auch der Charakter der Rachel Morris schafft es nicht, dem Leser ihre Empfindungen nahezubringen. Die Distanz bewirkt, dass einem die Opfer fast egal sind und man nicht um sie bangt. Schade, denn genau das Leiden mit den Opfern ist essenziell für einen guten Spannungsaufbau.

Einige Mal kam ich mir vor wie in dem Computerspiel „Grand Theft Auto“. Durch Cheats kann man sich dort alles Mögliche zusätzlich in das Spiel laden. Die Wünsche des Profilers Winter, und vor allem deren Erfüllung erinnerten mich stark an das Cheating in dem besagten Computerspiel.
Merkwürdig ist auch, dass die Polizei – im nun bereits fünften Entführungsfall – nach wie vor keine Ermittlungserfolge vermelden kann.

Einen interessanten Punkt bieten die Visionen, die Profiler Winter immer wieder bekommt, wenn er sich an Tatorten oder in den privaten Umgebungen der Opfer aufhält. Hier wäre es schön gewesen, wenn der Autor dem Leser die Herkunft dieser Eingebungen aufgezeigt hätte. Eine Steilvorlage hätte an dieser Stelle der eigene Vater geboten!

Vielleicht baut James Carol daraus in seinen folgenden Titeln etwas Spannendes.