Du bist auf der Suche nach einem Ort der ultimativen Erfüllung all deiner Fantasien und Perversionen? Einem Winkel der dir Deckung vor jeglicher rechtlichen Verfolgung gibt und dich vor einer gerechten Bestrafung bewahrt. Ich gratuliere dir, denn du hast ihn gefunden. Schnelles Töten, einvernehmliches qualvolles Morden oder das Ausleben sexueller Vorlieben, wenn die Lust von hinten zieht, stehen dir offen. In einem geschützten Rahmen. Einem Club. Dem Club. Wagst du die unwiderrufliche Konfrontation mit deiner Fantasie bis zum bitteren Ende, oder bestehst auch du nur aus Inkonsequenz und ziehst dich durch das Verwenden deines „Safewords“ aus der Schlinge?
Eine puppenhaft gekleidete Frau wartet sehnsüchtig auf ihren Besucher. Ihr Körper ist zum Zerreißen gespannt und die Schmetterlinge in ihrem Bauch tobten nie freudiger und aufgeregter. Der Grund für Amandas Aufregung ist das heutige Ausleben ihrer ultimativen Fantasie: Die Zerstückelung ihrer Genitalien durch ihren Besucher und das gemeinsame Verspeisen eben dieser. Und die Teller sind reichlich gefüllt, denn Amanda ist nur der Deckname eines am eigenen Geschlecht verzweifelten Mannes.
Als Detective Phil Brennan am Tatort eintrifft, offenbart sich ihm nicht nur eine grauenhafte Inszenierung. Er muss auch mit den anfänglichen Schwierigkeiten in der Koordination und Zusammenarbeit seines neuen Teams kämpfen, die sich besonders durch die distanzierten Haltungen seiner Ermittler manifestieren. Denn für sie ist Phil ein fremder Störfaktor von dem sie sich nur ungern weisen lassen. Auch die Hilfe seiner Frau, der erfahrenen Polizei-Psychologin Marina Esposito, kann er in diesen Fall nicht beanspruchen, da sie selbst im Geheimen versucht, die verschwundene Erinnerung an die Weihnachtsfeier ihres neuen Arbeitsgebers aufzudecken. Denn der selbstsüchtige Kollege Hugo Gwilym behauptet mit ihr geschlafen zu haben.
Der manipulierende Professor Gwilym ist ein wichtiger Drehpunkt der Geschichte, da er der Konfliktauslöser zu Marina Esposito ist und gleichzeitig Teil der Ermittlungen Phil Brennans wird. Spannend bleibt bis zum Schluss die Frage nach dem Mörder, der sich selbst Arkadier (Hirte und somit Beschützer seines Volkes) nennt.
Tania Carver beschäftigt sich in „Morgen früh, wenn du willst“ um ein gesellschaftlich heikles Thema: Dem selbstbestimmten Sterben. Nun mag dieses Thema Befürworter und Gegner auf den Plan rufen, da die Selbstbestimmung des eigenen Lebens mit dem Verbot des Tötens Dritter konkurriert. Eines ist jedoch klar: Den Club, den Carver als Plattform lebensmüder und mordslüsternen Menschen beschreibt, ist eines der extremsten Auswüchse solchen Verlangens. Obwohl beide Seiten in gegenseitigem Einverständnis handeln, befeuert ein solches „Geschäftsmodell“ kranke und perverse Extreme.
Tania Carver
Morgen früh, wenn du willst
ISBN-13 9783471351109