Lesebericht zu „Dope“ von Sara Gran

Sara Gran, Dope, Drogen, Buchblog Oliver SteinhäuserPausenlos ergibt sich die Diskussion zum Thema Chancengleichheit und Fairness. Doch bereits die Umsetzung sozialer und integrativer Konzepte bedeuten oft unüberwindbare Schranken und Hemmschwellen für jeden einzelnen von uns. „Dope“ schildert, was ein Leben als Junkie im New York der 1950er Jahre bedeutet, welchen Sümpfen labile Menschen, die Zuflucht im Drogenrausch suchen, ausgesetzt sind. Und was gilt, wenn der Ausstieg aus der Misere geschafft ist.

Die aus zerrütteten Verhältnissen stammende Josephine Flannigan kämpft mit einer Vergangenheit aus Drogensucht, falschen Freunden und einem Leben der Überforderung. Schon viel zu früh musste sie die Verantwortung für ihre Schwester übernehmen und alleine im New York der 1940er Jahre zurecht finden. Ihr erster Ehemann bringt sie, bereits im Alter von 17 Jahren, den Drogen nahe und zieht sie in einen Abgrund aus Abhängigkeiten, aus dem sie sich nach etlichen Jahren mit aller Kraft wieder befreit. Überraschend erhält Josephine den Auftrag, nach einem Mädchen zu suchen, die sich seit einiger Zeit in denselben Kreisen befindet, mit deren Gepflogenheiten Josephine selbst noch sehr vertraut ist. Sie begibt sich erneut in eine gefährliche Welt.

Auch wenn die Spannung in „Dope“ fehlt und der Leser gerade zu durch das Buch treibt, macht Sara Gran in ihrem Roman deutlich, welche Gefahren von missbräuchlichem Drogenkonsum ausgehen. Auch wenn wir im 21. Jahrhundert eine Vielzahl an Institutionen, wie beispielsweise Druckräume, errichtet haben, um Abhängigen einen besseren Lebensstandard zu bieten, ist das Kernproblem nach wie vor das Gleiche: Die Droge.
Drogenabhängige Menschen sind auf ihre Art Künstler und Experte: „Ein Anwalt, der die Drogengesetze […] im Wortlaut kannte; ein Psychologe, der wusste, wie man einen Dealer dazu überredet, Kredit zu gewähren.“ Es ist der Verlust, Situationen korrekt beurteilen zu können, die mit dem Start in eine Drogenkarriere einhergehen, der ein Leben in einer Parallelwelt früher oder später gefährlich werden lassen. Die Tatsache, dass Josephine einer außergewöhnlich durchdachten Intrige aufsitzt, verdeutlicht, dass Auffassungsgabe und Urteilsvermögen selbst als Ex-Konsument oft unwiderruflich geschädigt sind. Dass Josephines letztes Abenteuer von einer ihr nahestehenden Person geplant wurde zeigt darüber hinaus, dass selbst vermeintliche „Freunde“ und „Familie“ im Drogenmilieu kein Garant für Verlass und Vertrauen sind.

Sara Gran
Dope
ISBN: 978-3-426-30445-7

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