Interview mit Wolfgang Hohlbein – Mörderhotel

November 2015. Aufgenommen im Buchhaus Wittwer in Stuttgart.

Oliver Steinhäuser und Wolfgang Hohlbein im Gespräch (v.l)

Oliver Steinhäuser und Wolfgang Hohlbein im Gespräch (v.l.)

Das 19. Jahrhundert prägt die Geschichte des „Mörderhotels“. Was fasziniert Sie so sehr an dieser Zeit?
„Sie faszinierte mich schon immer, weil sie eine Art Zeitwende war. Man muss sich einmal vorstellen, dass in dem Hotel, in dem die Geschichte spielt, durchaus Leute hätten übernachten können, die noch im amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft haben. So nah waren die Zeiten zusammen. Und man hat einerseits eine Großstadt mit den ersten Automobilen und Elektrizität, und nur 50 Meilen weiter herrschte der Wilde Westen. Diese Kulisse kann man sich gar nicht besser ausdenken. Abgesehen von Computer- und Handytechnik, gab es in dieser Zeit bereits einiges der uns bekannten Technik, oder wurde gerade erfunden. Es ist also, unabhängig von der Krimigeschichte, eine unglaublich faszinierende aber auch düstere Zeit.“

Haben Sie in diesem Buch mit Ihrer Frau zusammengearbeitet? Und wie kann man sich solche Zusammenarbeiten vorstellen?
„Das läuft so, dass ich den Text schreibe, die Tinte wortwörtlich auf Papier bringe. Das reine Schreiben interessiert meine Frau nicht so sehr. Aber wir arbeiten sehr intensiv an den Geschichten, was bedeutet, dass wir vorab überlegen, was wir genau machen möchten. Die Anregungen kommen meist von ihr, da sie die Expertin im Bereich Jugendbuch und Kindergeschichten ist und somit das kindliche und märchenhafte beisteuert. Und da ist der Einfluss meiner Frau auch so groß, dass es unfair wäre, sie zu verschweigen! Meine Stärke ist eher das Spannende und Abenteuerliche. Das ist ihr alles viel zu grausig.
Da ich nachts schreibe, hat sie im Idealfall meine Texte gelesen, bevor ich gegen Mittag verschlafen aus dem Bett krieche.“

Hat Sie irgendein besonderer Hotelbesuch zum „Mörderhotel“ inspiriert?
„Nein, einen solchen Auslöser bzw. ein direktes Vorbild gibt es nicht. Interessant ist allerdings, dass die Amerikaner heutzutage wahrscheinlich „Das kleine Mörderhotel Wochenendseminar“ in diesem Hotel abhalten würden. Damals hat man das Gebäude nach einem Brand jedoch schnell eingestampft, denn die Stadt Chicago war nicht besonders stolz auf ihren Sohn Herman Webster Mudgett. Es ist generell schwierig, seine Vita nachzuvollziehen. Es sind viele Lücken darin, was mir als Autor besonders entgegenkommt.“

Können Sie einen Ausblick darüber geben, welche Geschichte wir als nächstes erwarten können?
„Im Augenblick hoffe ich, dass wir bis Weihnachten fertig werden. Meine Frau und ich arbeiten gerade an einem Jugendbuch. Es wird „Laurin“ heißen und es geht um den mythischen Zwergenkönig Laurin und um ein Mädchen und einen Jungen, die zusammen in dieses unterirdische Zwergenreich verschlagen werden. Das passiert auf den ersten drei Seiten. Und mehr verrate ich Ihnen nicht.“

Zum Imageclip mit Wolfgang Hohlbein in der Buchhandlung Wittwer in Stuttgart.