Zu wem wirst du, wenn dich ein schreckliches Ereignis komplett aus der Bahn wirft und dein altes Leben, ein Leben in Geborgenheit und im Glauben an das Gute im Mensch, nie mehr so sein wird, wie es war. Was machst du? Du, das 18-jährige Mädchen, das sich seit dem schlimmen Ereignis damals im Wald in sich verkriecht, versuch neu zu starten und – getrieben von wiederkehrenden Zweifelsmomenten – all seine Vorhaben verwirft, weil das stete Wandern ihrer Gedanken auf dem Grat zwischen Leben und Tod ihr Lebenskonzept durcheinanderbringen.
Die junge Frau heißt Monika Stammer. Die grauenhafte Massenvergewaltigung zerstörte ihr Leben für immer und beförderte sie in eine lethargische Opferrolle. Als sie eines Tages auf der Rheinbrücke steht und erneut am Sinn ihres Lebens zweifelt, begegnet ihr eine glückliche Familie. Als sie erkennt, dass es sich um einen der damaligen Peiniger handelt, fasst sie einen Entschluss. Er muss sterben. Und alle sechs Mittäter auch!
Hier kommt Leana Meister ins Spiel. Sie ist die neue Leiterin des Kompetenzcenter. Für ihre neue Herausforderung verlässt die intelligente Ermittlerin Südafrika, wo sie seit Jahren an Fällen von Misshandlung arbeitete. Mit ihren ehemaligen Tätigkeiten verlässt sie auch ihre Familie und erhofft sich in Düsseldorf einen Neustart. Nicht jeder der neuen Kollegen ist ihr von Beginn an wohlgesonnen und Leana muss sich ihren Weg in das Team zeitweise hart erkämpfen.
Mia Winter zeichnet verschiedene Charaktere, von denen keiner nur einschichtig und klischeehaft wirkt. Genau wie die zwischen Leben und Tod wandelnden Gedanken der Protagonistin, sind die Personen in „18 – Zahlen des Todes“ weder absolut gut oder schlecht. Winter schafft Personen, wie jeder von uns sie kennt: vielschichtig, manchmal sympathisch oder intrigant, kontrolliert oder zügellos und triebhaft.
Obwohl die Jagd nach der Mörderin, die an dem Tag, als sie einen ihrer damaligen Peiniger wiedertrifft den Entschluss fasst aus ihrer Opferrolle herauszuwachsen und selbst zum Täter wird, zentraler Punkt des Buches ist, erfährt der Leser interessante Aspekte zum Verhalten von Menschen in Gruppen, der sekundären Viktimisierung (durch die Gesellschaft) und den Gefahren sozialer Medien.
Der etwas zähe Start wird mit Fortschreiten der Geschichte wettgemacht. Gerade die Schilderungen der lebendsverändernden Gewalttat an der Protagonistin sowie die Ergründung der Motive bringen Spannung und lösen beim Leser Verzweiflung und Ohnmacht aus.
„18 – Zahlen des Todes“ ist ein unterhaltender Serienauftakt dessen Nachfolger („21 – Zahlen des Todes“) man im Auge behalten kann.
Wer „Janusmond“ von Mia Winter gelesen sollte keine zu euphorische Erwartungshaltung haben, da die Story mit weniger Abstrusität und Spannung ausgestattet ist.
Mia Winter
18 – Zahlen des Todes
978-3-8025-9937-8