Lesebericht zu „Guilty – Doppelte Rache“ von Lisa Jackson

Guilty - Doppelte Rache von Lisa Jackson, Buchblog Oliver Steinhäuser_Rezension_InhaltsangabeEin brutaler Ritualmörder hat es auf Zwillingspärchen abgesehen. Seine Opfer, ausschließlich weibliche Zwillingsgeschwister, entführt kurz vor deren 21. Geburtstag, dem Übertritt aus dem Jugendalter zur Volljährigkeit. Doch der während eines Indizienprozesses verurteilte Täter sitzt in Haft. Detective Bentz und Montoya kämpfen mit Widersprüchen und der aktuelle Vermisstenfall der Denning-Zwillingsmädchen involviert immer mehr Menschen, bei denen nicht ersichtlich wird, wie und ob sie in diesem Spiel mitwirken.

Jahrelang ist es ruhig um den 21er-Killer, als plötzlich zwei Mädchen spurlos verschwinden. Handelt es sich hierbei um einen Trittbrettfahrer oder unterlief der Justiz ein Fehler und der wahre 21er-Killer läuft seit Jahren frei umher?
Das Buch steckt voller Geschichten um Zwillinge, deren besonderen Verbindungen zueinander und die Folgen eines Verlusts.
Während Zwillinge mit Verlusterfahrung sich in der Selbsthilfegruppe der „Zwillinglosen Zwillinge“ treffen, um über ihre Traumata zu sprechen, wachen Zoe und Chloe Denning in einem feuchten und kalten Verlies auf. Vor ihnen arbeitet ein bulliger Mann unerlässlich an abstrusen Vorbereitungen und trällert „Happy Birthday“. Beide fürchten, dass sie dem Monster nicht entkommen werden und dies ihr Todesurteil zu werden droht. Doch Zoe gibt nicht auf und ihr gelingt es tatsächlich sich zu befreien und ihren Peiniger außer Gefecht zu setzen. Zumindest so lang, dass sie ihre Schwester ebenfalls befreien und mit ihr fliehen kann. Temporär. Denn während es Zoe gelingt zu entkommen, wird Chloe wieder eingefangen. Doch der Mörder muss die ältere der beiden Zwillinge auch unbedingt wieder einfangen. Sie muss nämlich als erstes sterben. So sieht es sein Plan vor und Ordnung muss sein!

Die Flucht, die Suche und das Wiedereinfangen der Zwillinge stellen die großen Spannungsmomente in „Guilty“, auch wenn der Leser gelegentlich selbst zu verzweifeln beginnt: Die beiden Zwillinge haben so viele Chancen ergriffen und scheinen es aus den Fängen des Irren zu schaffen. Getrennt voneinander müssen sie jedoch mit derben Rückschlägen kämpfen, nichtwissend wie es dem anderen geht und ob er es weiter geschafft hat.


Die schiere Zwillingsflut schränkt die Verständlichkeit beim Lesen nicht ein,
sie macht es jedoch sehr komplex, in einer Rezension etwas darüber zu schreiben.


Das Schöne an der New Orleans Reihe mit Detective Rick Bentz und Reuben Montoya ist, dass Lisa Jackson Verbindungen zwischen den Büchern herstellt, die dem Leser Vertrautes und Bekanntes in Erinnerung rufen. Dabei ist es irrelevant, ob man alle Reihentitel kennt und gelesen hat. Der Buch- und Medienblog hat selbst nur „Pain. Bitter sollst du büßen“ und „Desire“ (Band 1. & 7. der Reihe) gelesen. Jackson setzt im aktuellen Band „Guilty“ mit dem „Rosenkranzmörder“ eine Klammer um den aktuellen Fall und lässt den Leser in der Hoffnung auf weitere Fälle mit dem Ermittlerduo Bentz und Montoya zurück. Für Bentz rückt die Möglichkeit der Rente kontinuierlich näher und er befindet sich mittlerweile an einem Punkt, an dem er den Ruhestand zumindest nicht gänzlich ins Abseits drängt. Doch bevor er sich aus dem aktiven Dienst verabschieden würde, muss er den „Rosenkranzmörder“ unbedingt noch dingfest machen!

Lisa Jackson
Guilty – Doppelte Rache
ISBN: 978-3-426-65395-1

Lesebericht zu „Kaninchenherz“ von Annette Wieners

Blog, Buch, Medien, Kaninchenherz, Oliver SteinhaeuserZehn Jahre sind seit jenem tragischen Nachmittag vergangen, der ihren Sohn Philipp das Leben kostete. Jener schicksalhafte Tag, der das Leben der erfolgreichen Kommissarin Gesine auf den Kopf stellte und nach dem nichts mehr sein wird, wie früher.
Jahrelang waren die Zwillingsschwestern Mareike und Gesine eine unzertrennliche Einheit, verbrachten einen Großteil ihres Lebens miteinander. Sogar auf Festen der Kriminalpolizei war Gesines Schwester, Mareike, ein gern gesehener Gast. All dies liegt sehr lange zurück.
Durch den offensichtlich von Mareike verschuldeten Tod Philipps, brach jeder Kontakt ab. Auch der zu ihren Eltern, die sich seit jeher weigern, Mareikes schuldhaftes Verhalten, Gesine gegenüber anzuerkennen.

„ Das Bild hatte sich längst in ihr Hirn gebrannt: Die Mädchen sahen eindeutig so aus, wie sie selbst früher ausgesehen hatte. Sie selbst und auch ihre Schwester Mareike.“ Zwei spielende Kinder auf dem Friedhof, auf dem Gesine die Kapelle und das Grab für eine Beerdigung schmücken soll. Das Begräbnis ihrer eigenen Schwester, wie ihr schlagartig bewusst wird. Doch bevor Gesine ihre Flucht nach vorne antreten kann, steckt sie bereits inmitten ihrer eigenen Vergangenheit und kann ihr nicht entfliehen. Warum lässt sich ihre Zwillingsschwester auf dem Friedhof begraben, auf dem auch Gesines Kind begraben liegt, und auf dem sie als Gärtnerin arbeitet? Warum ist Mareike nach Jahren wieder in Deutschland und wird kurz darauf von einem Zug erfasst und getötet? Fragen die Gesines kriminalistischen Instinkt erneut entfachen und sie dazu bringt, eigene Ermittlungen anzustellen, während dieser sie der Wahrheit immer näher kommt. Auch der, um den Gifttod ihres geliebten Sohnes.

Die aktuellen Geschehnisse dominieren das Buch. Ergänzt werden sie durch kurze Rückblenden zu dem Tag, an dem Gesines Sohn Philipp starb. Annette Wieners erzeugt durch ihre knappe und stockende Erzählweise in den Rückblenden, eine authentische Szenenbeschreibung, durch die die Verwirrung, die Ängste und die Verzweiflung einer jungen Mutter sehr gut nachempfunden werden können. Des Weiteren enthält das Buch Auszüge aus Gesines persönlichem Notizbuch, in dem sie seit Philipps Tod, alle giftigen Pflanzen zu ihrer eigenen Enzyklopädie zusammenstellt. Auch diese Auszüge dienen der glaubwürdigen Trauerbewältigung und untermauern das Trauma, das beim Verlust des eigenen Kindes oft ein ganzes Leben lang Auswirkungen auf das Verhalten und Wirken der hinterbliebenen Eltern hat.

Während man noch über den Titel des Buches grübelt, versinkt man zunehmend in die durch Trauer mühevoll aufgebaute Welt der Gesine Cordes und erfährt, wozu Überforderung mit kleinen Kindern, in Kombination mit missverständlichen Absprachen, führen können. Und wie eine ganze Familie an einer jahrelangen Lüge zerbricht, anstatt sich der Wahrheit zu bedienen und sich seinen Fehlern zu stellen. Insgeheim hofft man, dass durch das Lüften des Geheimnisses, Gesines Leben nicht erneut aus den Fugen gerät.

Annette Wieners
Kaninchenherz
ISBN-13 9783548612584

Lesebericht zu „Eisige Schwestern“ von S. K. Tremayne

Zwillinge, Eisige Schwestern, Schottland, BuchblogEineiige Zwillinge sind ein aufregendes Phänomen und bieten gerade in jungen Jahren oft Anlass zur Verwechslung. Machen sie sich einen Spaß darauß, ihre Identitäten zu vertauschen, um ihre Mitmenschen zu verwirren, kann es passieren, dass ihnen selbst die eigenen Eltern auf den Leim gehen. Doch welche schaurigen Auswirkungen hat es, wenn ein Ko-Zwilling ums Leben kommt, und die Familie den falschen Zwilling tot glaubt?

Lydia und Kirstie waren Zwillinge. Unzertrennlich. Nachdem Lydia einen Sturz vom Balkon nicht überlebte, entwickelt sich Kirstie zur Einzelgängerin. Kein Gleichaltriger möchte seine Zeit gemeinsam mit ihr verbringen. Und sie selbst sucht verzweifelt nach ihrer Schwester, die sie so sehr vermisst. Der Umzug von London, auf eine Privatinsel der schottischen Hebriden, soll den Start in ein neues Leben, fernab der tragischen Vergangenheit werden, und Kirstie ein Leben in neutraler Umgebung ermöglichen. Doch plötzlich eröffnete sie ihrer Mutter Sarah: „Ich bin nicht Kirstie! Ihr habt den falschen Zwilling beerdigt!“
S. K. Tremayne führt seine Leser in das winterlich dunkle, windig und kalte Schottland. Tage, die von Dunkelheit geprägt sind, bilden die Kulisse, in der die aus London zugezogene Familie ihr neues Leben zu starten versucht. Aufgrund der Enthüllung ihrer Tochter, sie sei der beerdigte Zwilling Lydia, richtet die Familie eine zweite Trauerfeier aus. Allerdings ergibt sich auch aus dieserm Abschied keine Ruhe vor den Umständen der Geschehnisse des Unfalls, im vergangenen Jahr. Mutter Sarah interpretiert die Aussagen und das merkwürdige Verhalten ihrer Tochter zum Nachteil ihres Mannes Angus und wirft ihm vor, seiner Tochter näher gekommen zu sein, als er es hätte tun dürfen.

Während das Ehepaar Moorcroft bis dahin verzweifelt versuchte, ihre wankende Liebe zu stützen und das gegenseitige Vertrauen neu zu ergründen, leitet Sarah mit diesen Vorwürfen ein Spiel ein, dass sie nicht unter Kontrolle zu bringen vermag. Ihre Beziehung wird zunehmend von Misstrauen bestimmt. Weder Angus noch Sarah zeigen ihre wahren Ansichten dem anderen Gegenüber.
S.K. Tremayne konstruiert in „Eisige Schwestern“ eine Familie, deren Gefühle und Umgang miteinander, mit dem rauhen schottischen Wetter korrespondiert. Der Buchtitel, das Wetter und die Gefühlswelten der Protagonisten ergeben ein perfektes Zusammenspiel: Eisige Kälte, schockierende Gedanken und schauererregende Szenen. Dadurch, dass Tremayne seine Charaktere kaum beschreibt, sondern sie aktiv handeln lässt (Show, don’t tell), präsentiert er, in Bezug auf die Gefühlsebene, sehr authentische Personen. Dank den detailliert ausgearbeiteten und authentischen Handlungen der Familie Moorcroft, kommt das Buch ohne ausschweifende optische Finesse in der Charaktergestaltung aus.

S. K. Tremayne
Eisige Schwestern
ISBN: 978-3-426-51635-5

 

Lesebericht zu „Janusmond“ von Mia Winter

Mia Winter, Janusmond, Zwillinge, Oliver Steinhäuser, BuchblogEinzigartige Verbindungen sagt man ihnen nach. Dass sie einander oft näher stehen, als es ihnen selbst und außenstehenden bewusst ist. Familiäre Nähe und Vertrautheit in der eigenen Verwandtschaft ist oft ein besonderes Gut und hilft bei der Identifikation seiner selbst. Doch wie weit würdest du gehen, um deiner Schwester zu zeigen, wie stark du sie liebst? Und wie bringst du es ihr bei, dass du mehr für sie empfindest, als es je ein anderer Mann in ihrem Leben tun wird. Wen wird es zerstören, wenn du dich deinen Fanatismus zu ihr gegenüberstellst? Sie, oder dich?

Klappentext:
Die französische Stadt Louisson leidet unter der Hexenhitze, als der Deutsche Leon Bernberg dort auftaucht, um nach seiner Zwillingsschwester Lune zu suchen. Diese hat vor zehn Jahren hier gelebt – und verschwand damals spurlos. Leon will sie nun offiziell für tot erklären lassen und bittet den Polizisten Christian Mirambeau um Hilfe. Doch durch Leons Erzählungen gerät auch Christian in den Bann der verschwundenen Fremden. Er beginnt Nachforschungen in dem Fall anzustellen – nicht ahnend, dass er damit sein eigenes Glück bereits verspielt hat …

Mia Winter teilt ihr Buch „Janusmond“ in zwei Erzählstränge. Leons Suche nach seiner Schwester beschreibt die aktuellen Vorkommnisse. Der zweite Handlungsstrang besteht aus einer Briefsammlung, die Lune ihrem Bruder aus Louisson geschrieben hat, bis zu dem Tag als sie verschwand. In ihren Briefen erzählt Lune von ihrem Leben in der Stadt, weit weg von ihrem zu Hause. Fernab der Familie, die in ihr das personifizierte Böse sieht. Sie trägt eine ausgeprägte dunkle Seite in sich, der auch all jene verfallen, die mit ihr im engeren Kontakt stehen, denn ihr Spiel mit Reizen und Macht, treibt andere zu dunklen Versuchungen an.
Der Leser wird in eine finstere Welt aus Lüge, Verzweiflung, Intrige und Sehnsucht gezogen, die auch in ihm die Frage nach seiner zweiten Seite aufwirft.
Zu Beginn des Buches geht man davon aus, dass es Leons Geschichte ist, der man Glauben schenken kann. Doch zunehmend verstrickt auch er sich in perfide Handlungen und Gedanken, sodass im Verlauf des Buches berechtigte Zweifel an der Echtheit seiner Geschichte entstehen.

Eine düstere Aura umgibt die gesamte Geschichte, die es dem Rezipient ermöglicht, etwas über die tiefen Abgründe der menschlichen Seele zu erfahren und in fremde und skurrile Welten Eintritt zu erhalten.
Ein schwarzer Buchschnitt unterstreicht in „Janusmond“ die Story. Die äußere Wirkung des Buches bildet die Brücke zwischen Fantasie und der visuellen und haptischen Welt.

Mia Winter
Janusmond
ISBN 978-3-8025-9790-9