Hörbericht zu „Todesmärchen“ von Andreas Gruber

Heute ist Martinstag, doch Maarten S. Sneijder teilt keinen Mantel, sondern spaltet seine eigene Einstellung, zerschmettert alles wofür er steht.
Ist das sein Untergang?

120px-achtung-svgWarnung: Das Lesen dieser Rezension führt zur detaillierten Kenntnis des Buches, seiner inhaltlichen Wendungen und Überraschungen!


Wie schreibt man eine Rezension ohne dem Leser Spannung und Vorfreude zu nehmen? Indem man beispielsweise auf Besonderheiten der Autorenintention eingeht oder das Buch in einen gesellschaftlichen Kontext einordnet. Spätestens beim „Todesmärchen“ kommt der Rezensent jedoch an seine Grenzen.
Deshalb: Bitte ab dieser Stelle unbedingt aufhören zu Lesen, denn Überraschungen gehen dadurch verloren!


Todesmaerchen von Andreas Gruber_Rezension_Buch_Blog_Oliver SteinhaeuserMan kennt die Wehklagen vom Erhalt von Aufmerksamkeit und Wertschätzung in Familien. Gegenseitiges Ermuntern, Achten und in Schutz nehmen sind essentiell in funktionierenden Familiengefügen. Was aber passiert, wenn Vater und Sohn so weit voneinander abweichen, dass das Gesuch nach Aufmerksamkeit des Sohnes dazu führt, dass nicht nur des Vaters Unmut steigt, sondern Hass entsteht?

Maarten S. Sneijder und seine Kollegin Sabine Nemez werden zu einem Fall gerufen: Eine Frau hängt tot unter einer Brücke. Aufgehängt an ihrem Pferdeschwanz und mit einer in die Haut geritzten Zahl versehen. Sneijder fühlt sich zurückversetzt in einen Fall vor 5 Jahren, als er einen Mörder jagte, der nach demselben Modus Operandi vorging. Seiner Kollegin Sabine erzählt er davon erst einmal nichts, denn es handelt sich um einen seiner persönlichsten Fälle. Ein Mörder, den er bereits vor fünf Jahren dingfest machte und in die Spezialanstalt für besonders widerwärtige Straftäter Ostheversand buchtete. Dass es sich beim neuen Fall um einen Trittbrettfahrer handelt kann Maarten S. Sneijder ausschließen, denn er kennt das Vorgehen des Mörders zu gut. Doch wie kann es sein, dass der Inhaftierte wieder mordet? Und warum tötet er ausgerechnet Menschen, die der Ermittler Sneijder hasst?
Der Mörder, Piet van Loon, brauchte zwei Jahre, bis er seinen Fluchtplan von der Gefangeneninsel Ostheversand endlich verwirklichen kann. Sinn und Zweck ist das Morden. Sein vorgegebener Plan sieht 15 Morde vor. Alle Teil seiner früheren, aus 15 Teilen bestehenden Theaterinszenierung. Da es seinem Vater damals nicht wert war auch nur eine seiner Aufführungen zu sehen, soll er sie nun live erleben und ihm somit seine wertvolle Zeit schenken. Vater und Sohn gegeneinander. Maarten S. Sneijder gegen Piet van Loon. Beide wissen, dass sie es mit einem sehr intelligenten und effektiven Gegner zu tun haben. Piet van Loon sucht deshalb gezielt nach Opfern, die Sneijder hasst und hofft dadurch den Ehrgeiz seines Vaters zu bremsen, ihn zu schwächen, indem er Personen auswählt deren Schicksal seinem Vater egal ist. Schafft Sneijder es trotzdem, sich voll in die Situation hineinzudenken und sich auf das Leid seiner unliebsamen Ermordeten einzulassen?

Das Ende des „Todesmärchen“ von Andreas Gruber liegt dem Leser schwer im Magen, denn Maarten S. Sneijder tritt zum ersten Mal ernsthaft für seinen Sohn ein. Mit welchen Folgen ist ziemlich eindeutig, denn er beendet in einem finalen Wutanfall das Werk seines Sohnes. Schockiert blickt der Leser auf: Ist das das Ende des kiffenden und sozial inkompatiblen Ermittlers?

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