Lesebericht zu „Der letzte Zeitungsleser“ von Michael Angele

9783869711287Ganz selbstverständlich steht der presseaffine Mensch heut zu Tage, im 21. Jahrhundert, vor einem Zeitungsregal, vergleicht die vielseitig und aufwändig gestalteten Titelblätter der Tagespresse und entscheidet sich für das interessanteste, informativste und dem investigativen Journalismus zugeordnete Zeitungsprodukt. Dass der Weg bis dahin sehr beschwerlich war, vergessen dabei viele. Allerdings ist die moderne Gesellschaft lange aus der Wiege der Presseprodukte herausgewachsen. Das einzige Monopol, Informationen über weltliches Geschehen aus den Tageszeitungen zu erfahren, ist durch das Zeitalter des Internets lange vorüber. Schnell fragt man sich, welchen Mehrwert die gedruckte Zeitung noch bietet, wenn alle darin befindlichen Informationen auch durch kostenfreie Internetangebote zugänglich gemacht werden?

Michael Angele verfasst in „Der letzte Zeitungsleser“ nicht nur eine Hommage an die Tageszeitung, sondern an das gedruckte Wort im Allgemeinen. Doch er liebt weit mehr als den Inhalt. Es ist die Gesamterscheinung, die ihn und viele andere Zeitungsleser fesselt. Das Rascheln, der Geruch, die Haptik, ja und auch den Platz, den der Zeitungsleser bei seiner Lektüre unweigerlich in Anspruch nehmen muss. Und weil auch die Anmutung eines in Spalten gesetzten Textes ein Alleinstellungsmerkmal ist, enthalten die Seiten in „Der letzte Zeitungsleser“ die Optik eines Einspalters, umrahmt von viel Weißraum, der, wie ich es finde, wunderbaren Platz zu Randbemerkungen bietet. Hier kommt kein Gefühl von künstlicher Ausdehnung des Textes auf. „Der letzte Zeitungsleser“ braucht Platz für Gedanken, ist nicht nur Information, sondern Erinnerung, Anregung und Reflexion.

Randnotizen des Buch- und Medienblogs bei der Lektüre: "Gibt es Identifikation mit einer Tageszeitung? Öffentlicher Wertetransport"

Randnotizen des Buch- und Medienblogs bei der Lektüre: „Gibt es Identifikation mit einer Tageszeitung? Öffentlicher Wertetransport“

Angele zieht sich zur Beschreibung seines idealen Zeitungslesers den österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard zu Rate, durchleuchtet seine Gewohnheiten, seine Sucht und Sehnsucht nach der Tageszeitung. Ihm gelingt dabei der Spagat zwischen dem Beschreiben des Faktischen und der gelebten Realität, des Unwirsch Seins, das uns im Leben eines Zeitungslesers immer wieder widerfährt.
Sein Werk dient dazu sich selbst zu verstehen, zu reflektieren. Wir erkennen uns darin wieder, sehen, dass nicht nur wir Zeitungsartikel sammeln, das Lesen solange aufschieben, bis an die Rezeption der Artikel beinahe nicht mehr zu denken ist, weil sich eine schiere Flut zusammengefunden hat. Ein unbezwingbares Massiv, das nur dann noch das Recht zur Aufbewahrung erfährt, wenn wir es zur Sammlung titulieren. Auch wenn es dadurch nicht rational wird, so wird es doch wenigstes verständlich.

Was also haben wir davon, die Tageszeitung zu lesen, wenn sich doch alle Informationen im Internet jederzeit in einer schier unermüdlichen Konjunktur befinden?
Es ist die von Journalisten und Redaktionen ausgewählte Zusammenstellung eben dieser, die durch ihre Gatekeeping-Funktion vorsortieren und uns die eigene Recherchezeit verkürzen. Vor allem aber tragen ausgewählte Themen mit Differenzierungsmöglichkeiten (z. B. „Pro & Contra“; „Meinung & Gegenmeinung“) dazu bei, eigene Gedanken anzustreben und nicht der Gefahr zu verfallen unreflektiert Meinungen anzunehmen und zu kopieren. Gerade diese meinungsbildenden Seiten einer Tageszeitung ermöglichen es einen Gesinnungs- & Sinneswandel anzuregen. Sie bieten dem Leser gewissermaßen die Grundlage zur eigenen Mündigkeit.
Diese Mündigkeit durchzieht die gesamten Milieus der Gesellschaft. Sie ist nicht an Lebensstil und Wertehaltung gekoppelt, denn für jedes Sinus-Milieu (hier die typischen Eigenschaften der Milieus) existieren meinungsbildende Tageszeitungen.


Wer mehr zum geschichtlich/historischen Entstehen und dem Verlauf der Tageszeitung lesen möchte, findet in meinem Aufsatz „Fortschritte des Nachrichtenwesens dargestellt an den Entwicklungsstufen Flugblatt und Zeitung“ weitere Informationen.images


Der letzte Zeitungsleser
Michael Angele
ISBN: 978-3-86971-128-7

 

Buch für die Massen – Rechercheergebnisse

Wie unterscheidet sich ein Taschenbuch von der gebundenen Ausgabe (Hardcover)?

Nach gründlicher Recherche in „Das Buch für die Massen – Taschenbücher und seine Verlage“ des Tectum Verlags, ergibt sich folgendes, einwandfreies Bild:Das Buch für die Massen

Fakt ist, dass sich ein Taschenbuch äußerlich von dem gebundenen Pendant unterscheidet. Auch dann, wenn es sich dabei um den gleichen Content  – also die gleiche Erzählung/Inhalt – handelt.
Es unterscheidet sich die Art der Bindung, die Qualität des Papiers sowie der Einband. Gegenüber dem Hardcover ist das Taschenbuch ist ein einfacher ausgestattetes, in der Regel kleinformatigeres Buch mit kartoniertem Einband.

Bei Lizenzausgaben können zudem Satz, Layout und Titelbild vom Erstdruck des lizenzgebenden Verlags verwendet werden. In einigen Fällen wird das Satzbild übernommen. Das führt dazu, dass eine Satzbildlizenz an den Lizenzgeber entrichtet wird. Dies hat zum Ergebnis, dass der Inhalt der Taschenbuchausgabe gleich gestaltet ist, wie in der Originalausgabe.
Da Taschenbücher jedoch auch dazu genutzt werden, Umfang einzusparen, setzen Taschenbuchverlage in der Regel den Text neu. Durch Variablen wie Schrifttyp und -größe, Zeilenabstand sowie Kopf-, Fuß- und Seitensteg kann der Inhalt eines Buches, bei gleichbleibender Anzahl der Schriftzeichen, eingedämpft werden. Resultat ist, dass das Taschenbuch in diesem Fall weniger Seiten hat als die gebundene Ausgabe.

In dem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 3.11.2014 steht jedoch:
Alleiniges Unterschiedungsmerkmal ist demnach das Äußere“.
Genau diese Nuance verbirgt die oben genannten Feinheiten in der Differenzierung zwischen Taschenbuch und Hardcover.

Daniela Völker
Das Buch für die Massen
468 Seiten, Paperback
ISBN 978-3-8288-3353-1
Tectum Verlag 2014

In Bezug auf meine Stellungnahme zu „Buch für die Massen“ aus der F.A.Z. vom 3.11.2014

Zur Erinnerung die betreffende Stelle des Artikels

FAZ_03112014_Buch für die Massen2

Heute telefonierte ich mit „Tectum – Der Wissenschaftsverlag“, um der Aussage , das Taschenbuch unterscheide sich nur äußerlich von der gebundenen Ausgabe, aus dem Artikel „Buch für die Massen – Das Taschenbuch und seine Verlage“ auf den Grund zu gehen.
Ad-hoc konnte der Verlag mir keine Auskunft darüber geben, ob die Zusammenfassung des F.A.Z-Artikels fehlerhaft war, oder ob der Sachverhalt in dem im September 2014 veröffentlichten Buch „Buch für die Massen – Das Taschenbuch und seine Verlage“ nicht korrekt, oder missverständlich beschrieben wurde.

Aus diesem Grund geht mir in der kommenden Woche ein Exemplar des Titels zu, um meine Recherchearbeit zu unterstützen.

Weiteres dazu nach Sichtung des Werks.

Oliver W. Steinhäuser

Buch für die Massen

In der Montagsausgabe vom 3.11.2014 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde der unwissende Leser informiert. Leider erfolgte diese Aufklärung nicht vollständig korrekt.

Anbei zunächst der Betreffende Scan des Artikels von Jochen Zenthöfer:
(Mit einem Klick auf den Artikl öffnet sich eine zoombare Vorschau, die das Lesen erleichtert)

FAZ_03112014

Hier wird behauptet, ein Taschenbuch unterscheide sich lediglich äußerlich von seinem hochwertigerem Pendant, der gebundenen Ausgabe (Hardcover).

Nicht eindeutig definiert wird in dem Artikel, was des Autors Meinung nach „äußerlich“ bedeutet.
Ist das Cover äußerlich?
Ist die einzelne Seite äußerlich? Was sie definitiv ist, wenn ich das Buch um 180° aufschlage.

Meiner Meinung nach ist das innere eines Buches die Geschichte an sich, denn das Buch ist (nur) das Speichermedium, nur Hülle, also äußerlich.
Dieser These nach hat der Autor, Herr Zenthöfer recht. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass er außen und innen, frei nach meiner Interpretation definiert.

Deshalb finde ich es wichtig zu erwähnen, dass die Taschenbuchausgabe auch innerlich von dem Hardcover abweichen kann. Zwar stimmt es, dass der Text zu 100 % übernommen wird und nicht etwa Worte verschwinden.
Was jedoch verschwindet: Zeilenabstand, Kopf-, Bund-, Außen- und Fußsteg. Und mit ihnen der Weißraum, der es dem Auge erleichtert einen Text zu lesen.