Reisebericht aus Slowenien

Reisezeit: August

Auf der Suche nach unserem diesjährigen Ziel für den Sommerurlaub sind wir in Slowenien gelandet. Dabei hätten wir es, wie so viele Reisende in der Ferienzeit, fast wieder nur als Transitland auf dem Weg nach Kroatien durchreist. Doch wir entscheiden uns aktiv dagegen und möchten uns das kleine Land einmal näher anschauen. Mit im Gepäck hat der Buch- und Medienblog die Vollausstattung des Reiseknowhow Verlags: Landkarte, Reisebuch Slowenien, Sprachführer sowie einen Stadtführer für Ljubljana.

Auch unsere Unterkunft wählen wir ganz bewusst: Ein Pfarrhaus in dem touristisch beinahe nicht erschlossenen Dorf Vipavski Kriz im Vipava Tal zwischen Nova Gorica und Ajdovscina. Auch wenn dieses kleine schmucke Dorf, mit seinen schmalen Gassen in jedem Reiseführer Erwähnung findet, sind es doch überwiegend Tagesausflügler, die hier einen kurzen Stopp einlegen, um das besondere Flair des von zwei Kirchen und einer Stadtmauer umschlossenen Dorfs zu genießen. Die Perle des Vipava Tals wird das auf einem Hügel thronende Vipavski Kriz (dt. Heilig Kreuz) auch liebevoll bezeichnet.

Doch bevor die Unterkunft im Vipava Tal bezogen wird, machen wir Halt in Sloweniens Hauptstadt. Mit der Ljubljanica durchfließt der namensgebende Fluss die Altstadt und die darüber thronende Burg bogenförmig und lädt zum Flanieren und zu einer Bootsfahrt durch Ljubljanas Altstadt ein. Fünf Brücken in der Altstadt ermöglichen einen wunderbaren Spaziergang und den Blick von beiden Uferseiten. Wir schlendern auf dem im Stadtführer vorgeschlagenen Spaziergang, der an den schönsten Stellen der Altstadt entlangführt und Informationen darüber bereithält. Wir weichen nur dann davon ab, wenn er uns vom Ufer wegführt. Es ist das Leben und entspannte Treiben am Fluss, das wir in uns aufsaugen möchten. Durch die Vielzahl von Gassen, Restaurants und Bars kommt direkt Urlaubsfeeling auf. Das Leben findet auf den Straßen und den Terrassen der Gastronomen statt.
An den Spaziergang schließen wir die Erkundung Ljubljanas mit dem Boot an. Was von den Brücken so romantisch erscheint, relativiert sich auf dem Boot etwas. Es gibt keinerlei auditiven Informationen während unserer knapp einstündigen Fahrt und das Boot mit dem wir unterwegs sind ist mit einfachen Kunststoffklappstühlen bestuhlt. Das geht auch besser, sehen wir an den anderen Touristenbooten, die uns begegnen. Also Augen auf bei der Bootswahl, denn preislich liegen alle Anbieter mit 10 € p. P. identisch! Was uns erst später auffällt: Wir waren mit dem auf dem wirklich traumhaften Coverfoto des Stadtführers abgelichteten Boot unterwegs. Aufgenommen von der Ribja brv Fußgängerbrücke. (Anmerkung: Coverfoto der Ausgabe 2019)

Auch die Burg schauen wir uns an; nutzen die Standseilbahn unweit der Markthallen und des Markts sowie der Drachenbrücke für die Auffahrt. Wer die traumhafte Altstadt bereits voll erkundet und liebgewonnen hat wird beim Blick von oben dann wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. Die schöne Altstadt verschwindet unter den Bäumen des Burgbergs und der Blick tastet sich über eine ganz normale Stadt mit Industrieanlagen etc.

Am kommenden Mittag reisen wir auch schon weiter, verlassen das Parkhaus am kongrestni trg – das keinen 24 h Tarif ermöglicht, sondern stundengenau unsere 23 Stunden Parkzeit abrechnet – tauschen den Stadtführer durch das Reisebuch Slowenien und starten unsere einstündige Weiterfahrt in das Vipava Tal. So wie der Wechsel von regem modernem Treiben der Stadt hin zum traditionellen Leben in einem Kirchendorf, bringt auch das Reisebuch Slowenien nun einen deutlichen Wechsel zum Klassischen.

Auf Gluten- und Laktoseunverträglichkeit sind die slowenischen Supermärkte bestens vorbereitet. Selbst bei Hofer (Aldi) gibt es neben den eigenen Marken auch die der namhaften Hersteller. Die Spar Märkte bieten gar ein Zöliakie Schlaraffenland.

Das Burgdorf Stanjel besuchen wir an einem durchwachsenen Tag. Auf dem Parkplatz warten wir zunächst 20 Minuten, bis der Regenschauer über uns hinweggezogen ist. Die Zeit nutzen wir für ein kleines Picknick im Auto.
Stanjel erhält im Reisebuch Slowenien gleich eine doppelte optische Auszeichnung. Zuzüglich zum Gelben Marker, der die „Highlights der Region“ auszeichnet, sind die Informationen mit einem farblichen Fond hinterlegt. Hinterlegungen umklammern Exkurse, die sich besonders intensiv mit einer Sehenswürdigkeit beschäftigen. In diesem Eintrag hätte ich mir eine deutlichere Erwähnung des angeschlossenen Ferrari-Gartens gewünscht. Der Beschilderung zu diesem idyllischen Park in Stanjel sind wir – aufgrund seiner nur beiläufigen Erwähnung – leider nicht gefolgt. Die Konkurrenz ist an dieser Stelle präziser und stattet den Eintrag zu Stanjel sogar mit einem Foto des Parks im venezianischen Stil aus.

Ein ähnlicher Effekt ergibt sich, als wir am Bahnhof in Nova Gorica stehen und in nördlicher Richtung eine Bergkirche ausmachen, die von unten gesehen eher einer Festung gleicht. Da muss der Buch- und Medienblog natürlich hoch, um sich die Stadt auch von oben anzuschauen. In allerEuphorie und meiner Ungeduld ist es gar nicht so einfach die passende Info aus dem Reisebuch zu finden. Sveta Gora lautet ein Eintrag mit dem Hinweis, dass es sich dabei um eine der wichtigsten Marien-Pilgerstätten Sloweniens handle; Entfernung 9 km. Eine Adresse findet sich nicht, also fahre ich mit Blickkontakt in Richtung Norden und taste mich anhand der Straßenbeschilderung bis zur Wallfahrtskirche Sveta Gora. Und es ist der Ort, zu dem ich zu gelangen erhoffte.
Auch in dieser Situation hätte mir eine genauere Beschreibung mit einem Foto erheblich geholfen.
Ich sei ungeduldig, höre ich immer wieder. Umso wichtiger ist es mir, dass ich mich sofort orientieren und die benötigten Informationen zweifelsfrei finden kann.

Völlig unerwähnt bleibt leider das Solkan Viadukt der Transalpina Eisenbahnstrecke im Norden Nova Goricas. Über die Soca führt das weltweit größte Viadukt der Steinbauweise (gebaut ohne Mörtel etc.) hinauf über Most na Soci und Bled bis Jesenice an der österreichischen Grenze.

Zum Baden entdecken wir einige Kilometer von Idrija entfernt einen echten Geheimtipp.
Idrijska Bela nennt sich eine kleine Häuseransiedlung am Fluss Idrijca. Verlässt man dieses kleine Gebiet und folgt dem Sträßchen 800 m westwärts, so kommt man am Kopališče Lajšt an, einer aufgestauten Badestelle mit Treppenzugang ins Wasser, Grillmöglichkeiten und kleiner Imbissbewirtung. Touristen bilden hier eine Minderheit zwischen den Einheimischen der Region. Es ist jedoch alles auch für einen größeren Besucherandrang ausgelegt. So gibt es z. B. auch zwei PKW Parkplätze. Hier findet der Ruhesuchende aufgrund der Abgeschiedenheit Entspannung und das sogar an den Wochenenden der Sommerferien.

Eine weitere besondere Abkühlung findet der Urlauber in den Höhlen von Postojna.
Mit einem kleinen Zug werden die Besucher zunächst in das Innere des Höhlensystem Postojnska Jama gefahren. Unter sprachlicher Führung wird die Höhle gruppenweise erkundet. Betonierte Wege ermöglichen einen sicheren Spaziergang. Slowenische, englische, deutsche und italienische Gruppen werden von den Höhlenführern während der Tour informiert, für weitere Sprachen erhalten Touristen beim Ticketkauf Headsets.
Sobald die Gäste an der Haltestelle innerhalb der Höhle angelangt sind eröffnet sich ein gigantisches Bild aus Stalagmiten und Stalaktiten. Immer wieder staunen die Gäste über die Weiten und Tiefen, die sich im Höhlensystem der Postojnska Jama auftun. Für den Buch- und Medienblog war es unmöglich, diesen Eindruck und vor allem die Dimensionen fotografisch festzuhalten.

Nicht zu unterschätzen – gerade bei hohen Außentemperaturen – ist der Temperaturabfall auf 10° C im Höhleninneren. Darauf sollte man unbedingt vorbereitet sein!

Resümierend stelle ich fest, dass viele der Sehenswürdigkeiten in Sloweniens Westen, im Reisebuch des Reise-Know-How Verlags enthalten waren. Einige der vom Buch- und Medienblog besuchten Orte waren jedoch weniger detailliert beschrieben, als ich es mir gewünscht hätte. Im Zuge der Aktualisierung und Überarbeitung des Werkes hätten konsequenterweise auch die Fotos im Reisebuch einer genaueren Überprüfung und Aktualisierung unterzogen werden müssen. Das fällt gerade bei der Daumpenprobe im direkten Vergleich mit dem hauseigenen und ebenfalls neu aufgelegten Ljubljana Stadtführer auf. Hier stehen modern bearbeitete Fotos veraltetem Bildmaterial gegenüber.
Tipps und Anregungen zu kleinen Wanderungen findet der Leser direkt im Anschluss an die jeweiligen Städte/Regionen. Auszüge von Wanderkarten samt ausgearbeiteten Wegbeschreibungen für größere Wanderungen werden in einem extra Kapitel aufgeführt.
Positiv fallen auch die kleinen Karten der Stadt- bzw. Ortszentren auf. Sie sind zahlreich vertreten und geben einen ersten Eindruck der Ortschaften wieder. Zusammen mit der großen Slowenien Landkarte – ebenfalls im Verlagsprogramm – erleichtert es die geografische Verortung und somit die Anfahrt mit dem PKW.

Der Sprachführer „Kauderwelsch Slowenisch“ hat mich motiviert einige Grundlagen zu anzuwenden sowie die korrekte Aussprache zu erlernen. Einige Sprachbeispiele sind auch als Audios zusätzlich per QR-Code online abrufbar. Das ist sehr gut, da beispielsweise der Google Übersetzer keine große Hilfe ist.

Tipps des Buch- und Medienblog zur Reise per PKW:
Wer bei der An- und Abreise sehr günstig tanken möchte, kann dies auf der Tauernautobahn (A 10) kurz nach dem Grenzübertritt von Deutschland Richtung Österreich tun. An der Ausfahrt Nr. 8 Grödig ist ein Hofer (Aldi) mit angeschlossener Tankstelle. Hier tanken wir mit 1,15 €/l satte 0,40 €/l günstiger als an den Autobahntankstellen in Österreich. Zeit verlieren wir aufgrund der direkten Nähe zur Autobahn auch nicht.

Wer dazu auch Zeit sparen möchte, kann sich beim ADAC für die Mautstelle der Tauerntunnel (Tauernautobahn) sowie den Karawankentunnel freischalten lassen. Bezahlt wird dann beim ADAC, der für das PKW Kennzeichen eine Freischaltung der digitalen Maut einrichtet.

Ein Reisebericht von Oliver W. Steinhäuser


Reisebericht vom Buch- und Medienblog_Stempel_Reisebericht_Oliver SteinhäuserVorbereitung der Reise durch:

Daniela Schetar und FriedrichKöthe
Slowenien mit Triest
ISBN 978-3-8317-3335-4

Reisebericht vom Comer See – Teil 2 – Brunate – Varenna – Bellano – Bergamo

comer_see_Reisebericht von Oliver SteinhaeuserTeil 2 des Reiseberichts vom Comer See        (Teil 1 finden Sie hier)
Reisezeit: August


Nach einem ausflugslosen Badetag stehen wir am sechsten Tag in aller Frühe auf. Ein nächtliches Gewitter mit Regen sorgte für einen Temperatursturz auf 21°C am Morgen und bietet damit die Grundlage für eine Wanderung.
Der Plan: Como – Standseilbahn nach Brunate – Leuchtturm Voltario – Wandern nach Torno – Fährfahrt zurück nach Como
Doch: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Kurz nach dem Berufsverkehr fahren wir zunächst nach Como und parken am Hafen, keine 500 Meter von der Funicolare nach Brunate. Zu dieser frühen Stunde sind kaum Touristen unterwegs und wir können ohne Wartezeit mit der Standseilbahn hinauf fahren. In Brunate angekommen wenden wir uns nach links (in Bezug mit Blick hinunter nach Como), um zum ausgeschilderten Panoramablick auf Como zu gelangen. Ab hier läuft der Buch-.und Medienblog mit der Wanderkraxe zunächst zurück zur Funicolare und dann weiter zum Leuchtturm Faro Voltiano, errichtet in Gedenken an Alessandro Volta, Erfinder der Batterie und Mitbegründer der Elektrizitätslehre. Ein steiler und mit 16 Kilogramm Gepäck recht beschwerlicher Fußweg (Via Mulattiera per S. Maurizio) führt die etwa 200 Höhenmeter auf zwei Kilometern hinauf. Oben angekommen, bin ich froh, endlich die Kraxe ausziehen zu können. Es wird schnell klar, dass wir auf die Wanderung nach Torno verzichten, obwohl wir uns bereits Wochen zuvor darauf gefreut hatten. Die letzte Kraft setzen wir in die Besteigung des Leuchtturms, bevor wir ins Ortzentrum zurückkehren und mit der Standseilbahn zurück nach Como fahren.

Nach dieser Tortur gönnen wir uns Ruhe, verbringen drei Tage am Wasser und in unserer Unterkunft, schlendern hin- und wieder durch Bellagio und genießen bei leckerem Eis den Blick auf das lebhafte Treiben im Hafen.
Im Kapitel „Von Lecco nach Bellagio“ des Reisebuchs „Comer See“ erhalten Badefreunde die Information zu guten Bademöglichkeiten um den Ort Onno. Voller Euphorie vergessen wir, was wir im Kapitel „Unterwegs am Comer See“ (S.59) gelernt haben: Gerade die Wochenenden im August sind nicht nur von Touristen überlaufen, sondern gerade von etlichen Großfamilien aus den Städten Bergamo, Mailand sowie dem nahen Tessin. Die Badeplätze um Onno dürften vor allem auch durch Einwohner aus Lecco stark frequentiert sein. Und so kommt es, dass unser sonntäglicher Badeausflug nach Onno zum Reinfall wird. Autos stehen dicht an dicht an jeder noch so kleinen Haltemöglichkeit und darüber hinaus. Wabernd ziehen die Rauchschwaden der unzähligen Grills über die Uferstraße. Entschlossen drehen wir um und fahren zurück zu unserer kleinen Badestelle nach Limonta, denn bis hier hin schlängeln sich keine Wochenendausflügler.

Mit vollen Reserven geht es an Tag Nummer zehn mit dem PKW hinunter nach Lecco, entlang des Ostufers hinauf nach Varenna. Hier lohnt sich der etwa halbstündige Aufstieg zum Castello di Vezio, welches das Reisebuch des Michael Müller Verlags zu Recht als Empfehlung auf einer ganzen und besonders betonten Seite führt. Die auf dem Gelände der Burgruine drapierten, aus Pappmaché geformten Geisterfiguren in Gewändern, ergeben ein unglaublich tolles und mystisches Bild mit dem historischen Gemäuer und dem See als Kulisse.
Nach einer Brotzeit mit Blick auf den Comer See, das mittig in den See ragende Bellagio sowie Menaggio am Westufer, laufen wir zurück zum Auto und setzen unseren Ausflug fort. Die vorangeschrittene Mittagsstunde bringt auch die Wärme mit sich, sodass wir der kühlen Luft der Klamm Orrido di Bellano in Bellano entgegenstreben. Innerhalb von zehn Minuten sind wir von Varenna bis Bellano gefahren und parken auf dem Parkplatz vor der Kirche Chiesa dei Santi Nazaro E Celso. Dieser Parkplatz ist auch mit „L’Orrido“ an der Hauptstraße des Ortes ausgeschildert, fällt mit seinen ca. 15 Parkplätze jedoch spärlich aus. Die kleine Klamm ist durch Stege erschlossen und bietet am oberen Ende eine kleine parkähnliche Anlage mit Sitzbänken. Gerade mit kleinen Kindern eine tolle und ungefährliche Abwechslung.
ACHTUNG: Der Orrido bietet keine weitere Wandermöglichkeit wie etwa die Breitachklamm oder Starzlachklamm im Allgäu. In zehn Minuten ist hier alles gesehen und die Fotos geschossen.

Bevor wir den letzten Tag zum Sonnen- und Wasserbaden nutzen, führt unser Weg nach Bergamo. Nicht gerade günstig – dafür sicher – parken wir unseren PKW in der Tiefgarage „Piazza Libertà“. In nur fünf Minuten sind wir bis zur Standseilbahn Funicolare Città Alta gelaufen, die uns in wenigen Minuten hinauf in die Altstadt Bergamos zieht. Schon nach wenigen Metern schlendern wir über den zentralen Platz Piazza Vecchia, den wir durch die drei Bögen des Palazzo della Ragione wieder verlassen, um die unglaublich schöne Fassade der Cappella Colleoni zu bestaunen. Die Eindrücke, die man umgeben von den Gebäuden sammelt, sind schwer mit Fotografien festzuhalten. Die Cappella Colleoni, die daran anschließende Basilica die Santa Maria Maggiore, der Dom Bergamos und der Palazzo della Ragione. Alles so wunderschön beisammen, dass wir auf den Treppen der Cappella unser Vesper auspacken und die Aura auf uns wirken lassen.

Unsere Abreise vom Comer See nach zwei Wochen treten wir nach dem Frühstück an, fahren bis Lecco und von dort über die vierspurige SS36 am Comer See hinauf, vorbei am Lago di Mezzola nach Chiavenna. Den zweiläufigen Wasserfall Cascata dell’Acquafraggia wollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen, nehmen dafür sogar den zeitintensiveren Heimweg über den Julierpass in Kauf. Nach einem Mittagsessen auf den grünen Wiesen am Fuße des Wasserfalls treten wir nun endgültig die Rückreise nach Stuttgart an.

Für wen sich der Comer See als Reisedestination eignet:
Je öfter ich über unsere Erfahrungen am Comer See berichte, desto klarer zeichnet sich ein Bild, für welche Zielgruppe der See geeignet ist. Der Spaßfaktor steigert sich mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn man mit selbstständigen Kindern oder gar ohne sie reist. Dann fallen die fehlenden Gehwege weniger stark ins Gewicht. Auch das Befahren des Sees mit Personenfähren stellt ohne die Mitnahme eines Kinderwagens, Wickelrücksacks, Bauchtrage etc. überhaupt keine Schwierigkeit dar.

Wir sind froh, den Comer See bereist zu haben, wissen allerdings auch, dass wir frühestens zurückkehren, sobald der Nachwuchs über sechs Jahre alt und somit deutlich eigenständiger ist. Denn dann steht der Weiterentdeckung per Schiff inklusive häufigem Umsteigen nichts mehr im Wege.

Ein Reisebericht von Oliver W. Steinhäuser


Reisebericht vom Buch- und Medienblog_Stempel_Reisebericht_Oliver SteinhäuserVorbereitung der Reise durch:
Eberhard Fohrer
Comer See
ISBN 978-3-95654-133-9

Reisebericht vom Comer See – Teil 1 – Como – Bellagio – Madonna del Ghisallo

Teil 1       (Teil 2 erscheint in 14 Tagen, am 23.11.2018)
Reisezeit: August


Zwei Wochen nehmen wir uns Zeit, um den oberitalienischen Comer See zu bereisen. Ein von Villen gesäumtes und von prominenten Persönlichkeiten geschätztes Feriendomizil mit einer mediterranen Flora und Fauna. Auch der Filmindustrie bietet der See immer wieder tolle Kulissen. Was so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, möchte auch der Buch- und Medienblog einmal erleben und begibt sich auf Entdeckungsreise in die Lombardei.

Die einen machen jahrelang voller Überzeugung Urlaub am Comer See, andere waren dort und zogen sofort weiter. Gespaltener kann die Meinung vorab unserer Reise kaum sein. Nach sorgfältiger Planung mit dem Reisebuch des Michael Müller Verlags geht es gemischter Gefühle los. Im Hinterkopf stets die Frage, mit welchen Eindrücken wir den Comer See nach 14 Tagen verlassen.

Aufgrund der relativ kurzen Anreise von Stuttgart (500 km), planen wir auf der Hinreise einen Stopp am Rheinfall in Schaffhausen (CH) ein. Ein wunderbares Bild bietet sich, sobald man ihn von einem der Rheinfall Parkplätze in Neuhausen vor sich sieht. Doch richtig beeindruckend wird der 23 Meter hohe und 150 Meter breite Wasserfall erst, sobald man sich ihm mit einem der Boote nähert. Dafür reicht bereits eine 15-minütige Ausfahrt, während der man sich zwei Mal an das tosende Gewässer tastet, bis sich das schäumende Wasser schließlich imposant auftürmt.
Weiter geht es durch die Schweiz, bis wir schließlich die italienische Grenze passieren und bereits fünf Minuten später durch Como hindurch auf die westliche Uferstraße in Richtung Menaggio und Cadenabbia fahren, von wo wir mit der Autofähre nach Bellagio übersetzen. Hier beziehen wir im vier Kilometer entfernten Dorf Limonta der Gemeinde Oliveto Lario unser Quartier und planen die Tagesausflüge für die kommenden Wochen.

Da wir uns gluten- und laktosefrei ernähren, brechen wir bereits am ersten Tag nach Como auf, um nach einem Spaziergang durch die Altstadt und den Hafen im Anschluss im Lidl Italia in Fino Mornasco einzukaufen.
Bevor wir Como zum Einkaufen wieder verlassen, kehren wir in Hafennähe im Restaurant „El Merendero“ am Piazza de Orchi ein. Hier gibt es wunderbare gluten- und laktosefreie Burger Menüs zu einem unschlagbaren Preis; und das Personal ist bestens mit der gebotenen Vorsicht bei Zöliakie vertraut!
Nachdem wir uns bei Lidl Italia mit Fleisch, Käse, Wurst etc. für die folgenden 14 Tage eingedeckt haben, können wir den Rest des Urlaubs beinahe einkaufsfrei genießen.

Verkehr am Comer See

Bereits an dieser Stelle möchte ich einige Hinweise zum Straßenverkehr rund um den Comer See geben:
Gemütliche Ausfahrten mit dem PKW auf den Uferstraßen des Gebiets Triangolo Lariano (Dreieck zwischen den beiden See Armen) sind beinahe nicht möglich, da die Straßen teilweise extrem eng sind. Hier ist oft absolute Konzentration angesagt. Die vereinzelt angelegten Parkplätze sind aufgrund der Felsen, die manchmal bis direkt an die Straße und das Ufer ragen, eher überschaubar und meist bereits belegt. Auch ausgedehnte Spaziergänge am Ufer sind, zumindest in den von mir rot markierten Abschnitten, nicht möglich. Die beengte Lage zwischen Fels und See bedingt, dass die schmalen Uferstraßen, wenn überhaupt, sporadisch mit Gehwegen ausgestattet sind. Und an den Ufern direkt befinden sich keine Spazierwege.
Dies empfinden wir gerade mit Kinderwagen und zum Joggen zu gefährlich und steigen dementsprechend für jeden noch so kurzen Ausflug ins Auto.

Bellagio besuchen wir des Öfteren. Gerade der Botanische Garten der Villa Melzi lädt aufgrund seiner Weitläufigkeit ein. Der alleeartig bepflanzte Uferweg spendet auch an heißen Tagen Schatten und verführt zum Entspannen auf Steinbänkchen oder auf dem Rasen. Wer das Tagesticket gelöst hat, kann den Park verlassen und bis 18 Uhr jederzeit wieder erneut betreten, was sich besonders dann anbietet, wenn man auf die kostenlosen Gemeindeparkplätze etwas zentrumsferner zurückgreift und den Park als Transit ins Stadtzentrum von Bellagio mitnutzen möchte.
Lebensmittel können gleich in zwei Supermärkten (Sigma & Migross) in der Via Alessandro Volta gekauft werden. Zusammengenommen bieten beide Märkte ein umfangreiches gluten- und laktosefreies Sortiment an. Eine Querstraße weiter, in der Via Lazzaretto befindet sich außerdem ein Parkplatz, sowie eine Wasserstation. Hier kann sowohl stilles als auch gekühltes Sprudelwasser für 0,05€/l gezapft werden.

Nach Lezzeno zieht es uns am vierten Tag, denn wir möchten die im Reisebuch angesprochene Grotta dei Bulberi – die blaue Grotte ansehen. An der Touristeninformation Nähe des Fährstegs bestellen wir Tickets zur Besichtigung. Ungläubig werden wir beäugt und erhalten die Info, dass dies nur mit einem privaten bzw. einem gemieteten Boot ginge. Dazu fehlt im Reisebuch leider der Hinweis. Kurzerhand blättern wir ein paar Seiten weiter und entscheiden uns zu einem PKW Ausflug via Nesso, weiter über kurvige Straßen zur Sternwarte und Aussichtsplattform Colma di Sormano und von dort zur Madonna del Ghisallo in Magreglio. Die kleine Kapelle geht auf das 17. Jahrhundert zurück und in ihr befindet sich ein Gemälde mit der Beata Vergine Maria – die schöne Jungfrau Maria, genannt Madonna del Ghisallo. Diese erklärte Papst Pius XII im Jahr 1946 zur Schutzpatronin der Radfahrer.
In Blickweite schließt sich ein Fahrradmuseum an.

Der Reisebericht zum Comer See wird am 23. November 2018 fortgesetzt.
Vorschau: Brunate – Varenna – Bellano – Bergamo

Ein Reisebericht von Oliver W. Steinhäuser


Reisebericht vom Buch- und Medienblog_Stempel_Reisebericht_Oliver SteinhäuserVorbereitung der Reise durch:
Eberhard Fohrer
Comer See
ISBN 978-3-95654-133-9

Besuch aus Glutenville

Textbeitrag des Buch- und Medienblog zum Gewinnspiel „Willkomme in Nightvale“
Für Kenner und Liebhaber des Titels


Willkommen in Nightvale

Wer bin ich?

Gemütlich sitzen sie im Big Ricco´s Pizza. Den runden Tisch hat er sich ausgesucht, damit alle daran ansitzen können.
„Wenn Sie sich anhand eines Möbelstücks beschreiben sollen, welches würden Sie auswählen, um ihre Persönlichkeit zu verdeutlichen?“, fragte ihn der erfahrene Mann damals. Zur Antwort wählte er den Tisch. Rund muss er sein. Denn nur so passen viele Menschen daran. Gemütlichkeit, Gastfreundschaft und Zusammenhalt prägen einen guten Tisch. Und ihn selbst. Wer er ist weiß man nicht. Nur, dass er schlecht sitzen kann.
So sitzen Jackie, Lucinda, Diane und Troy zusammen und warten auf die heiß ersehnte glutenfreie Pizza. Er selbst hängt mehr als dass er sitzt. Ricco hatte es geschafft seine Rezeptur anzupassen und auf das verbotene Weizenmehl zu verzichten. Bei ausgezeichnetem Geschmack.

Wir sehen die uns bekannten Akteure. Und ihn, den uns Unbekannten.
Heiß dampfend serviert Ricco seinen Gästen die bestellte Riesenpizza. Gierig schnappen sie zu, zerteilen die Stücke und führen sie ihren lüsternen Schlünden zu. Ein grausamer Schrei zerschneidet die von italienischen Gewürzen und gebackenem Käse dominierte Luft. Markerschütternde Töne kreischen durch das Restaurant und lassen es erzittern. Die Schwere von Eisen entfaltet sich und bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg in die Bronchien der Freunde. Fontänen aus roter Tomatensoße wandeln sich in dickflüssige Sturzbäche aus rotem Blut, das schwallartig aus der Pizza strömt. Rote Wasserfälle preschen über die dunkle Tischkante, schlagen hart auf dem Fußboden auf. Fein zerstäubter Nebel steigt in Schwaden auf und legt sich über die Szenerie. Lange fingerähnliche Fäden sprießen aus dem Mais, krallen sich in die Tischplatte, wedeln herum und suchen verzweifelt nach Halt. Sie packen Diane´s Schultern und rütteln sie. Entsetzt schaut sie auf den Tisch. „Josh! Oh mein Gott, Junge.“ Ihr Sohn liegt blutend auf dem Tisch vor ihr. Reste von Salami und Mais kleben ihm an den Schultern und zeugen davon, dass er sich wieder einmal verwandelt hat. Unbemerkt. Kälte umgibt die junge Mutter. Ihr Herz türmt sich auf, versucht zu fliehen und fleht in ihrer Brust nach Gnade. Beunruhigt drückt es gegen seinen Käfig aus Rippen. Doch ihr Sohn ist wieder verschwunden. Übrig bleibt nur die eisige, labbrige Pizza.

Krachend fliegt die Schwingtür zur Küche auf. Heller Schein brandet aus ihr hervor und verwehrt jegliche Sicht. Staub wirbelt vom Boden auf und hüllt die aus dem gleißenden Lichtschein tretende Silhouette in ein graues Gewand.
„Ich weiß wer ich sein möchte, und was ich machen möchte, Mama. Ich werde Pizzabäcker.“ Erleichtert schauen Jackie, Lucinda und Troy auf. „Er lebt“, seufzen sie im Chor. Seine Mutter Diane springt auf und umarmt ihn freudig. „Danke Josh, du hast uns einen riesen Schock bereitet. Doch du weißt nun wer du sein möchtest und wie du fortan in Erscheinung trittst. Ich bin stolz auf dich!“
„Ich habe alles gesehen, was ich erfahren muss!“, posaunt der uns Unbekannte. „Ihre Pizza hat alles, was sie haben muss. Und ihr fehlt sämtliches, was sie nicht haben darf. Sie blutet, sie schreit und schnappt. Sie ist Weizenfrei. So muss Pizza sein! Ich komme aus Glutenville und leite das staatliche Gesundheitsamt.“ Mit einem Knicks und den Worten „Mein Name ist Mr. Zöliakie und ich wünsche ihnen alles Gute“ verpufft er im Nichts. Einem Nichts, das Alles ist. Und allem, das nichts ist. Denn Nichts ist nur die Abwesenheit von Etwas.


Wer ist eigentlich dieser Mr. Zöliakie?

Falsch: Ein Flugfuchs isst Gurken und Honigmelonen.

Richtig: Mr. Zöliakie isst eine als Gurke und Honigmelone getarnte glutenfreie Pizza.

Klar, dass er mehr am Tisch hängt und nicht sitzt. Würde ich auch so machen!

Hier geht es zm Buch
Joseph Fink & Jeffrey Cranor
ISBN: 978-3-608-96137-9