Lebensbericht zu „Herr Schlau-Schlau wird erwachsen“ von Johannes Krätschell

Herr Schlau-Schlau wird erwachsen_Johannes Krätschell_Rezension_Oliver Steinhaeuser_Blog_Buchblog_PeriplanetaHannes ist 35 Jahre alt, als ihm seine Eltern mitteilen, dass sie umziehen werden und er sich nun eine eigene Wohnung suchen müsse. Eine Katastrophe, denn dieser Umzug bedeutet, dass seine täglichen Strukturen aus dem Ruder laufen werden. Wo soll er nur seine viertausend Bücher umfassende Bibliothek und das Lesesofa unterbekommen? Wo seine Zeitung kaufen und Pakete abgeben? Der Kiosk, an dem er all das sonst erledigt hat, ist von seiner neuen Wohnung zu weit weg, um dort täglich hinzulaufen. Zu allem Überfluss steht bereits am ersten Abend in seiner eigenen Wohnung der Nachbar Hupe vor seiner Tür, möchte Hannes kennen lernen und ihm seine Hilfe anbieten. Hannes ist perplex, denn gehört es sich nicht genau anders rum? Obwohl Hannes sich vor dem Verlust seiner eingefahrenen Struktur und Ordnung fürchtet, ist es Hupe, der ihm zum Ausbruch aus seinen mentalen Fesseln verhilft, ihm Neues zeigt und ihm die Existenz eines lebensfrohen Daseins neben seiner Parallelwelt aus Büchern zeigt.


„Deine Lorbeeren von heute sind schon morgen der Kompost im Garten deines Lebens.“ (S.99)


Dieses Buch legt man nur widerwillig zur Seite, denn es bedeutet, dass man von Melancholie erfasst wird. Hupe, Holger und Hannes sind dem Leser wahrhaftig ans Herz gewachsen. Sie leben ein Leben, indem jeder für den anderen einsteht, so wie beste Freunde es in der heutigen, von Hektik getriebenen Zeit fast nicht mehr imstande sind zu tun. Dabei kennen viele der Charaktere sich erst seit kurzer Zeit und durch mehr oder weniger unfreiwillige Umstände. Die Konstellation der Charaktere ist besonders gelungen, denn jeder stammt aus einem anderen sozialen Milieu. Was die Protagonisten und den Leser beim ersten Aufeinandertreffen abschreckt, ist der Kitt auf den zweiten Blick. Eine Gleichheit und Menschlichkeit die durch die zu meisternden Lebensumstände entsteht. Es ist so, als habe jeder nur eine Kernkompetenz und erst das Zusammenrücken der so unterschiedlichen Menschen ermöglicht ihnen das gegenseitige Profitieren voneinander. Ermöglicht ihnen echte Vielfalt.
Für Hannes bedeutet es den Ausbruch aus seiner starren Bücherwelt, die ihn bislang an die Theorie gebunden hielt. Er findet auf einmal Gefallen an der Praxis, denn sie ist das Leben.

Dass einige der Texte auch auf der CD zur Verfügung stehen, macht aus „Herr Schlau-Schlau wird erwachsen“ einen besonderen und authentischen Ausflug in die Hauptstadt Deutschlands. Gerade Hupe sorgt mit seinem Berliner Dialekt für besondere Authentizität, sodass selbst ick beim Verfassen meener Meinung Obacht geben muss, meine Jedanken uff Hochdeutsch zu sortieren. Dit kann ja sonst ooch keener les’n.
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Durch die Zusammenkunft dieser grundverschiedenen Menschen, erzählt uns die Geschichte von Herrn Schlau-Schlau etwas über die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Heimat. Der Leser fühlt die stille Sehnsucht nach Gleichgesinntheit, auch wenn diese – besonders in einer durch Anonymität geprägten Großstadt – oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist.
„Herr Schlau-Schlau wird erwachsen“ fordert den Leser zum Überschreiten seiner Komfortzone auf, erinnert ihn an die Existenz des Neuen, nicht ausschließlich als Verlust von Gewohnheit und Selbstvertrauen, sondern auch als Chance zum positiven Wandel, zum Erweitern seines Horizonts und der Reflexion seiner eigenen Einstellungen. Neues bringt eben neben Ungewohntem gleichzeitig auch Abenteuer und Erfahrung. Diese lohnen sich für den Protagonisten Hannes. Und wir haben Spaß daran, wenn wir merken, das augenscheinlich divergierenede Intelligenzen sich wunderbar ergänzen.

Johannes Krätschell
Herr Schlau-Schlau wird erwachsen
ISBN: 978-3-95996-030-4

Lesebericht zu „Good as Gone“ von Amy Gentry

Gentry Amy_Good as Gone_Buchblog_Oliver Steinhaeuser_RezensionDie 13-jährige Julie wurde mitten in der Nacht aus ihrem Kinderzimmer entführt. Die Suche nach ihr blieb bis heute erfolglos, denn es gab keine eindeutigen Einbruchsspuren, keine verwertbaren Anhaltspunkte, die der Polizei dienliche Hinweise liefern konnten. Jahrelang trauert die Familie um die verschwundene Tochter und hadert mit der Ungewissheit ihres Verbleibs. Eine Leiche wurde nie gefunden. Eines Tages steht eine heruntergekommene 21-jährige vor der Tür der Familie. Es ist die seit acht Jahren vermisste Tochter Julie. Was ist mit ihr passiert und wo ist sie all die Jahre gewesen?

„Good as Gone“ ist die Geschichte eines jungen Mädchen, die im Übergang zur Pubertät aus ihrem Elternhaus entführt wurde. Als sie eines Tages plötzlich vor der Haustür ihres Elternhauses auftaucht, verfällt die Familie in Unglauben, Trauer und Freunde zugleich. Ihre verschollene Julie ist wieder da! Gerade die Mutter Anna möchte Julie all die Liebe und Zuwendung zukommen lassen, die ihr jahrelang verwehrt blieb. Zum Leidwesen ihrer jüngeren Tochter Jane und ihres Mannes Tom, denn sie versteht jede Kleinigkeit, jeden minimalen Konflikt als ein von Verlustängsten dominiertes Horrorszenario.
Einige der Kapitel in „Good as Gone“ sind durchnummeriert, andere Kapitel tragen jeweils  einen weiblichen Namen. Sie beschreiben die gegenwärtige Handlung mit der wiederaufgetauchten Tochter Julie und den Geschichten verschiedener Mädchen, die Gewalt, Misshandlung und Schrecken ausgesetzt sind. Annäherung finden die beiden Erzählstränge, als der Privatdetektiv Alex Mercado Anna aufsucht und ihr von der Band Gretchen at Midnight erzählt, deren Frontsängerin Julie wie aus dem Gesicht geschnitten scheint. Ab hier erfährt der Leser nach und nach mehr über die Mädchen Gretchen, Vi, Violet, Starr, Die Neue, Karen, Charlotte, Baby, Esther und Julie. Zehn Identitäten, bei denen beim Lesen die Frage nach einer dissoziativen Identitätsstörung aufkommt. Zehn junge, biegsame und naive Mädchenidentitäten, die jeweils Unglaubliches durchmachen mussten, dass es schwerfällt daran zu glauben, dass es sich hierbei einzig und allein um die verschwundene Julie handeln soll.


Dieses Buch glänzt nicht nur durch die Unglaublichkeit der Geschichte sondern durch die Brillanz der Sätze, die mit viel Geschick und Liebe zum Detail formuliert sind.


In einer wunderbar anschaulichen Sprache beschreibt Amy Gentry die dauerhafte Verwandlung eines Mädchens, dessen Leben einem ständigen Ausbruchstrieb folgt und die versucht, sich in ihrer wandelnden Welt durch neue Namen und Lebensgeschichten den gegebenen Umständen anzupassen. Gentry schwebt dabei auf einer Ebene, die nicht sensationslüstern ist, sondern die Beklemmungen und Verängstigungen junger Frauen mit Erfahrungen sexueller Gewalt verdeutlicht. Sie bringt dem Leser die irrationalen Handlungen dieser verstörten Menschen näher.
Am Ende erfährt der Leser außerdem, wie es so weit kommen konnte, dass Julie unbemerkt aus ihrem Elternhaus entführt werden konnte. Was soziale Medien damit zu tun haben, wird in diesem Lesebericht nicht weiter beleuchtet. Nur so viel: Die dreizehnjährige Julie wurde von der Entführung nicht vollends überrumpelt, doch konnte sie in ihrer Naivität die Auswirkungen und die Boshaftigkeit ihres Gegenübers kaum einschätzen.

Amy Gentry
Good as Gone
ISBN: 978-3-570-10323-4

Rezension „Über die Erhabenheit toter Katzen und das Umwerben trauriger Mädchen“

ueber die erhabenheit toter katzen und das umwerben trauriger mädchen, buchblog oliver steinhäuserIch fotografiere gerne tote Katzen! Nicht wie ihr jetzt wieder denkt. Die sind schon alle tot. Einfach eingeschlafen oder überfahren. Und ich bin verliebt. Verliebt sein ist etwas wunderbares, wenn es nicht so traurig machen würde! Alles strömt wie wild und unkontrolliert auf mich ein: Glückseligkeit, weil ich gerade mit Claudia auf meines Onkels Dachboden knutsche und fummel. „Die Sache selbst taten wir nicht, aber all die anderen Sachen, und manchmal übertreffen die anderen Sachen die Sache selbst an Intimität und Schönheit. Ich werde den Zaubertrick, den sie an diesem Nachmittag für mich vollführte, nicht erklären.“

Für den 14-jährigen Jan gibt es keine bessere Vorstellung von Liebe, als sich um ein trauriges Mädchen kümmern zu können. Eine melancholische Seele, der er all seine Liebe, seinen Trost und Fürsorge zukommen lassen kann. Der beste Weg eben, um ein Mädchen an sich zu binden und ihre Liebe zu ihm aufkeimen zu lassen und sukzessive zu festigen. Claudia, eine Mitschülerin scheint ihm eine gute Wahl. Lethargisch lässt sie ihren Kopf hängen. Gesenkten Blickes verfolgt das Mädchen den Unterricht, in dem Jan es schließlich schafft, Blickkontakt zu Claudia aufzubauen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Mit klopfendem Herzen beginnt ein schüchternes Annäherungsspiel, aufgebaut auf zögerndem Anschauen, fortschreitendem Anlächeln und dem Vorstoß sich miteinander zu unterhalten und sich der Komfortzone des anderen zu nähern.
Gemeinsam erkunden Claudia und Jan die Welt der Gefühle, probieren sich aus. Dabei lernen sie die alles übermannende Liebe zu einem Menschen kennen, die jedoch ebenso imstande ist, im nächsten Moment zu erschüttern. Für jeden Heranwachsenden ist die Wahrheit der Dinge meist anders und schmerzvoller, als er sie sich in seiner naiven Fantasie ausgemalt hat.

Jan, unser 14-jähriger Protagonist, durchlebt die aufregende Zeit der Pubertät. Sein Körper beginnt Liebe und Sexualität in Verbindung zu bringen. Sein Gewissen ist davon zunächst tief erschüttert. Es beschämt ihn festzustellen, dass seine körperliche Lust sich beim ersten Kuss mit Claudia gegen die textile Grenze seiner Kleidung auflehnt. Die beiden jungen Menschen durchlaufen die Pirouetten zwischen Pubertät und Adoleszenz. Ein Lebensabschnitt inmitten von Neustrukturierungen von Hirnfunktionen und neuronaler Umstrukturierungen kindlicher Welten hin zu emotional-reflektiertem Denken.
Philipp Multhaupt versetzt den Leser zurück in seine eigene Jugend. Er ermöglicht die Erinnerung an das erste Gefühl von Liebe und welchen Zweifel, welche Hoffnung und Glückseligkeit, Traurigkeit und Trübseligkeit jeder von uns erfahren musste. „Über die Erhabenheit toter Katzen und das Umwerben trauriger Mädchen“ schafft, durch seine sinnlich mitreißende Sprache wunderbare Bilder, die den Leser dazu bewegen, eigene Erfahrungen niederzuschreiben. Geschichten der gleichermaßen erlebten Situationen in ähnlichem Kontext: Zurückversetzt ins eigene Baumhaus, den Dachboden, die Scheune, die Bushaltestelle. Eben all die Orte, an denen jungen Menschen sich der Liebe erstmals konfrontiert sehen.
Die Abenteuer der Jugend enden nicht selten mit derben Rückschlägen, weil Eltern das Beste für ihre Kinder wollen. Dass sie dabei auch wichtige Lernprozesse abrupt beenden, ist ihnen oft nicht bewusst.
Es regt sich ein Aufschrei in mir selbst, und ich wünsche, dass ich mich in der Pubertät meiner Kinder noch an die Komplexität neuronaler und persönlichkeitsbildender Momente erinnere.

Doch wie wahrscheinlich ist das Durchbrechen elterlicher Fürsorge? Jugendliche schimpfen nun mal über ihre Eltern und schwören, es bei ihren eigenen Kindern anders zu machen. Und doch befinden wir uns in einer Wiederholungsschleife…

Lesebericht zu „Die weiße Stadt“ von Karolina Ramqvist

die-weisse-stadt_karolina-ramqvist_buchblog_oliver-steinhaeuserHeute erscheint „Die weiße Stadt“ von Karolina Ramqvist

Was unternimmst du, wenn dein Partner plötzlich nicht mehr für dich da ist, weil seine kriminellen Geschäfte schief gegangen sind? Du sitzt mit eurem gemeinsamen Kleinkind in der hübschen und mit illegalen Geldern erbauten Villa und musst dem Gerede der Ermittler des Dezernates für wirtschaftliche Kriminalität zuhören. Musst dir eingestehen, dass all der sicher geglaubte Besitz von nun an nicht mehr deiner sein soll, dass alles gepfändet wird und wie Sand durch die bröckelnden Fugen deiner Fassade rieselt.

Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Karins Freund nicht mehr da ist, muss sie sich jetzt obendrein alleine um ihre einjährige Tochter kümmern. Verzweifelt haust die Protagonistin zusammen mit ihrem Kind in der Villa. Es ist kalt und dreckig, ihr Antrieb beinahe erloschen. Den jungen Pizza-Fahrer bezahlt sie mit körperlichem Einsatz, um nicht noch das letzte Bargeld aufzubrauchen.
Der Leser erlebt eine am Boden zerstörte Existenz, eine Frau, die aus ihrem geregelten und sorgenfreien Leben herausgerissen wurde. Er sieht sie mit dem Leben hadern und scheinbar planlos handeln. Doch sie hat sich einen Entschluss gefasst: Es muss irgendwo eine Art Anspruch auf Geld geben. Geld aus dem letzten Geschäft, das ihrem Freund John zum Verhängnis wurde. Und das sucht sie in ihrer einstigen gemeinsamen Clique. Von ihrer Freundin Therese erhofft sie sich Beistand und Verständnis. Doch auch sie wird in dem von Männern dominierten Clan unterdrückt, hat nichts zu sagen und lässt Karin hängen. Bis zu dem Tag, als sie plötzlich in ihrer Hofeinfahrt steht und ihrer Freundin und sich selbst aus der Misere helfen möchte. Gemeinsam entwenden sie in einem unbeobachteten Moment das Barvermögen der Männer und verschwinden.

Bereits während des Lesens versucht man einen Zugang zur Intention der Autorin Karolina Ramqvist herzustellen. Das gestaltet sich nicht gerade einfach, denn zwischen dem Versuch aus ihrer Lethargie auszubrechen, muss die Protagonistin Karin den harten Anforderungen einer stillenden Mutter standhalten. Sie ist geprägt von postnatalen Problemen, wie spannenden Brüsten, unkontrolliertem Milchfluss und den optischen Veränderungen ihres Körpers. Immer wieder ruft sie in Momenten besonderer Trauer die Mailbox ihres verschwundenen Freundes an und findet so kurze Momente innerer Ruhe. Eine Ruhe, die jedoch sofort durch die Reflexion ihrer selbst zerstört wird. Konnte Karin nicht schon länger ahnen, dass irgendwann einmal etwas schief geht und ihr Leben zerstört? Wenn sie ehrlich zu sich ist, erkannte sie die dunklen Vorboten der nun eingetretenen Katastrophe, wollte sie nur nicht wahrhaben.
„Die weiße Stadt“ ist ein Roman über das Scheitern einer Frau, die sich zu sehr auf ihren männlichen Partner verlassen hat und den Komfort den dieser ihr gewährte nicht hinterfragte. Nicht selten kann dieser Leichtsinn bei einem Beziehungsbruch zum sozialen Abstieg werden. Es ist wie mit einem Kreis: Er verändert sich, wenn man plötzlich außerhalb seiner Mitte steht.

Karolina Ramqvist
Die weiße Stadt
ISBN-13 9783550081330

Lesebericht zu „Das Ende der Schuld“ von Marbel Becker

Das Ende der Schuld, Marbel Becker, Buchblog, Medu Verlag, Oliver SteinhäuserWer schreibt ein Buch über sein stürmisches Leben? Beschreibt darin, wie ein geregeltes und geplantes Leben als Theologin während des Studiums aus dem Ruder läuft und in einem sodamasochistischen Etablissement sein unwiderruflichen Wendepunkt findet. Es ist die Geschichte der jungen Studentin Cara, die in der Hoffnung auf ein gottesfürchtiges Leben unter die Räder des körperlichen Verlangens und einem damit verbundenen extatischen Kontrollverlust gerät. Es sind die Memoiren einer juristisch nie belangten Frau, die ihre Erfahrungen und Ängste textlich verarbeitet hat und die in „Das Ende der Schuld“ ihren Abschluss finden.

Zur Absicherung ihres Lebensunterhalts arbeitet die junge Theologiestudentin Cara Sentow in einer Nachtbar. In ihrer aufkeimenden Gier nach Geld geht sie einen Schritt weiter und rutscht zunehmend in die Prostitution. Ihrer Stammkundschaft gefällt vor allem die dominante Härte, mit der sie Cara im Keller des mächtigen Edelbordells gefügig macht. Doch mit dem Tag, an dem eines dieser qualvollen Spiele im Tode eines „Klienten“ endet, erfährt auch ihr eigenes Leben mit seinen gewohnten Strukturen eine lebenslange und unwiderrufliche Wendung.
Marbel Becker eröffnet einen Plot, der dem Leser spannende Stunden bereiten kann. Sie beschreibt eine im Zwiespalt zwischen Glauben und Lebenslust gefangene Protagonistin, deren Mordunfall sie ihr gesamtes Leben begleitet. In ihrer panischen Angst vor Strafverfolgung unterstützt sie ihr Freund und heimlicher Verehrer Franz Bachmann beim Beseitigen der Beweise sowie dem Beschaffen einer neuen Identität. Dass sie mit dieser und der Flucht aus Marburg an der Lahn sogar eine Pfarrstelle im bayerischen Ganthofen antreten kann, hätte sie nicht im Traum gedacht. Unter ihrem neuen Namen beginnt für sie eine zweite Chance. Ruhe findet sie trotzdem nicht, denn die Geister ihrer Vergangenheit verfolgen sie ohne Unterlass. Oder ist es doch nur ihre gepeinigte Seele, die ihr Streiche spielt?

Leider erfordert „Das Ende der Schuld“ von seinen Lesern des Öfteren langatmigen Durststrecken, die die Geduld auf eine harte Probe stellen. Der Grund liegt vor allem darin, dass beinahe das gesamte Buch als „Ich-Erzählung“ der Cara Sentow aufgebaut ist. Echte Spannung kann jedoch meist nur aus Sicht des „allwissenden Erzählers“ aufgebaut werden, der seine Figuren auf eine aufreibende Reise schickt und die Spannungsmomente minutiös ausarbeitet und detailliert beschreibt.
Das Zeug dazu hat der Roman. Vereinzelte Perspektivwechsel hätten der Geschichte gut getan und sie spannungsgeladener werden lassen. „Das Ende der Schuld ist ein solider Roman für all jene, die in der Lage sind Spannung auch in ihrer eigenen intrinsischen Vorstellungskraft fußen zu lassen.

Marbel Becker
Das Ende der Schuld
ISBN 978-3-941955-88-2

Lesebericht zu „Albertos verlorener Geburtstag“ von Diana Rosie

Albertos verlorener Geburtstag, Buchblog, Oliver Steinhäuser, MedienblogManchmal gibt es ein ganz besonders starkes Band zwischen einem Großvater und seinem Enkel. Doch nur selten führt es dazu, dass beide eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Eine Expedition zum Ursprung des Großvaters Alberto Romero. Umso schöner, wenn das Duo dabei auch findet, wonach der siebenjährige Tino sich so arg sehnt: Albertos verlorenen Geburtstag.

Auf ihrer Reise in das Landesinnere Spaniens erleben die beiden Abenteurer glückliche Erfolge und drastische Rückschläge. Da Albertos Kindheit im Waisenheim bereits viele Jahre her ist, begeben er und Tino sich auf eine Suche, deren Erfolg ungewiss ist. Das Aufspüren von damaligen Weggefährten gestaltet sich knifflig. Albertos Amnesie seiner frühen Kindheitstage würzt die Suche mit einer zusätzlichen Prise Spannung.
Das Buch zeichnet sich durch seinen besonderen Aufbau aus. Die Suche des Großvaters und seines Enkels ist die gegenwärtige Geschichte. In eingeschobenen Kapiteln erfährt der Leser Teilstücke aus der Zeit des spanischen Bürgerkriegs. Diese Einschübe beschreiben in umgekehrter Reihenfolge die Zeit von 1931 bis 1937, in der Alberto geboren und seine ersten Lebensjahre beschreitet. Durch die Umkehrung der Zeit erfährt der Leser sukzessive wie es zu dem tragischen Tag kam, als der junge Alberto von einem Ausflug mit seinem Vater nicht mehr zurückkehrte und in einem Waisenheim untergebracht wurde. All diejenigen, die an dem Verlauf der Geschichte mitgewirkt haben, schildern die Geschehnisse aus ihrer persönlichen Sicht. Durch die Erzählung aus den Ich-Perspektiven finden die erlebten Gefühle aller Beteiligten auf unmittelbarem Weg Einzug in das Empfinden des Lesers.
Neben der Geschichte zu „Albertos verlorenem Geburtstag“ erzählt das Buch auch einiges zum spanischen Bürgerkrieg. Die ausgewogene Mischung aus historischem Hintergrund und der einzigartigen Suche nach der Vergangenheit machen dieses Buch zu einem wunderbaren, spannenden, herzzerreißenden und einzigartigen Lesevergnügen, das mit unerwarteten Wendungen aufwartet. Und es lehrt uns, dass Gott uns manchmal Prüfungen auferlegt und viel von uns fordert. Doch wer eine positive Grundhaltung widriger Umstände gegenüber besitzt, der wird seinen Mitmenschen gegenüber stets im Vorteil sein.


Der Buch- und Medienblog verbindet mit dieser Geschichte unzählige ähnliche Geschehnisse. Zum 80. Geburtstag seines Großvaters reiste auch er in die Vergangenheit und erfuhr während einer 5-tägigen Reise was es bedeutete im Krieg Dinge zu verlieren, sie nach Jahren wiederzuentdecken, verblasste Erinnerungen erneut zu erleben und sie mit seiner Enkelgeneration zu teilen.


Diana Rosie
Albertos verlorener Geburtstag
ISBN: 978-3-426-65393-7

 

Lesebericht zu „Die Stellung“ von Meg Wolitzer

Die Stellung, Meg Wolitzer, Dumont, Buch- und Medienblog, Oliver SteinhäuserUnendlich viele Stellungen in einem Rat gebenden Buch. Vier minderjährige Kinder, die dieses Buch eines Tages gemeinsam aus dem Bücherregal ihrer Eltern ziehen und es studieren, während ihre Eltern wieder einmal zu einer öffentlichen Diskussion über ihr Buch eingeladen sind. Was sollten Kinder über die Sexualität wissen, wieviel von ihr gesehen haben, sodass es ihnen ein aufgeklärtes Weltbild ermöglicht ohne ihre unschuldigen Gedanken zu ruinieren?

Meg Wolitzers Roman „Die Stellung“ beschreibt eine durch den veröffentlichten Sexratgeber „Pleasuring“ geprägte Familie, deren Leben durch eine öffentliche Aufmerksamkeit geprägt ist. Als die Eltern und Autoren Paul und Roz Mellow eines Abends zu einer weiteren Buchbesprechung aufbrechen, nimmt sich der dreizehnjährige Michael das Buch seiner Eltern aus dem Regal. Was er darin liest und sieht, verändert seine Unschuld für immer, denn die Bilder erregen erste sexuelle Gefühle in ihm. Er kommt nicht umher es seinen drei Geschwistern zu zeigen. Es ist das Gewicht der neuartigen Erfahrung seines Körpers, die er sich nicht allein aufzubürden vermag. Dass er damit sein Schicksal und das seiner Geschwister entscheidend beeinflusst ist dem Jungen nicht bewusst.
Das Buch springt zwischen der Gegenwart, in der die Kinder der Mellows Erwachsen sind und der Zeit des Buchdebüts in den 70er-Jahren. Der Leser erfährt somit die Entwicklung der gesamten Familie.

„Die Stellung“ ist äußerst interessant beschrieben und suggeriert ein einmaliges Leseerlebnis. Allein das Schlagwort Sex regt Fantasien an. Dementsprechend funktioniert der Einsatz auch hier. Der Leser erwartet eine Mischung aus Absurdität, Verwirrung und Eskalation. „Die Stellung“ eröffnet jedoch keines dieser Bereiche konsequent:

  • Claudia, das jüngste Kind der Mellows empfindet ihren Körper unproportioniert und lernt erst spät einen Partner kennen.
  • Dashiell ist homosexuell und schwer erkrankt.
  • Michaels Leben ist aufgrund der Einnahme von Antidepressiva durch Impotenz geprägt. Sexuelle Schwingungen seiner Schwester Holly gegenüber bleiben für den Leser nicht verborgen.
  • Holly, die älteste Tochter der Mellows ist schon früh von zu Hause ausgezogen. Sie war zeitweise drogenabhängig und hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihren Eltern und Geschwistern. Sie ist verheiratet und hat einen eigenen Sohn.

Obwohl der rote Faden des Buches Michaels Versuch seinen Vater von einer Neuauflage des Sexratgebers zu überzeugen ist, hat der Leser doch das Gefühl, der Roman liefe ohne einen tieferen Grund vor sich hin. Das liegt hauptsächlich an der hohen Erwartungshaltung, die durch die Vielzahl der möglichen Szenarien einer sexuellen Verwirrung in der frühen Jugend ausgelöst wird. Leider arbeitet Wolitzer keines dieser potentiellen Auswirkungen aus. Die Schicksale der Mellows sind meiner Ansicht nach weniger durch den Ratgeber ausgelöst. Sie sind vielmehr das, was in jeder Familie geschehen kann. Menschen werden krank, homosexuell, distanziert und auch impotent. Dazu braucht es das Geschick einer Buchveröffentlichung nicht. Das ist das Leben.
Der Roman hätte durch die detaillierte Ausarbeitung eines Familienschicksals an Spannung gewinnen können. Da dem Leser die Geschwisterliebe Michaels zu seiner älteren Schwester Holly bekannt ist, hätte sie genug Sprengstoff enthalten, um „Die Stellung“ zu einer einmaligen Geschichte werden zu lassen. Die Veröffentlichung des Sexratgebers der Mellows hätte somit wirklich ernsthafte Auswirkungen auf die sexuelle Bildung von Minderjährigen enthalten.

Meg Wolitzer
Die Stellung
ISBN 978-3-8321-9799-5

Lesebericht zu „Der merkwürdige Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“

Der merkwürdige Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Rezension von Oliver SteinhäuserDas plötzliche Auftauchen eines kleinwüchsigen Mannes von grauenhafter Gestalt erweckt das Interesse des Gabriel Utterson, Freund und Notar des Dr. Henry Jekyll. Das äußerst schlechte Benehmen des ihm unbekannten Mannes, der auch vor Gewalt nicht zurück schreckt, jagt ihm ein Schauer über den Rücken, denn ausgerechnet zugunsten dieser mysteriösen Gestalt lautet das Testament des Dr. Jekyll. Der Anwalt Utterson begibt sich auf die Suche nach der Verbindung zwischen dem wahrhaften Übeltäter und dem angesehenen Doktor.

Die dabei aufgedeckten Umstände können abstruser nicht sein, denn in dem rechtschaffenden und vielgeschätzten Dr. Henry Jekyll lauert eine bestialische, sich nach Gewalt sehnenden Seite, deren Unterdrückung ihm zusehends außer Kontrolle gerät. Schuld daran ist sein zufällig entwickeltes Elixier, dass seine Böse von der Guten Seite zu trennen vermag. Mr. Hyde tritt in Erscheinung, in dessen Form Jekyll fortan unerkannt und ungesühnt seiner gewaltlüsternen Perversion nachgehen kann.
Doch birgt das Spiel auch für den Doktor eine Gefahr: Seine Experimente bleiben nicht ohne Folgen. Der in Jekyll schlummernde Mr. Hyde verlangt immer öfter nach einem öffentlichen Auftritt und drängt sich in das Leben des Jekyll, der seine Persönlichkeitsstörung immer weniger zu steuern vermag. Aus Angst die Kontrolle über seinen guten Ruf zu verlieren, richtet er sich selbst und beendet damit den merkwürdigen Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Dissoziative Störungen entwickeln in der modernen Kriminalliteratur und Psychothrillern eine steigende Popularität, durch die Autoren es immer wieder schaffen, ihre Leser auf falsche Fährten zu führen und sie zu hintergehen. Das Böse in jedem Menschen bietet auch nach Jahren noch immer umfassende Faszination, die Robert Louis Stevenson bereits im Jahre 1886 zum Anlass nahm, seine berühmte Ausformulierung des Doppelgängermotivs in der Weltliteratur zu verankern. Seine Novelle führt uns die Gefahr des Drogenkonsums vor Augen. Der Verzicht, Dr. Jekylls Elixier näher zu beschreiben, lässt einen allgemeinen Rückschluss zum Umgang mit Drogen und dessen Auswirkungen auf unser Leben zu. Bereits legale Drogen wie Alkohol führen bei stetigem und missbräuchlichem Konsum zu Wesensveränderungen und enden nicht selten in Gewalt und einem gewissen Kontrollverlust (vgl. dazu das Korsakow-Syndrom). Durch das Übertragen dieser Kenntnis auf den Konsum harter Drogen, wird die exponentiell ansteigende Gefahr der Bildung einer Schizophrenie und der damit verbundene Entwicklung weiterer Persönlichkeiten erschreckend deutlich.
Die gewohnt expressionistisch ausgeführten Zeichnungen Robert de Rijn´s (illustrierte 2014 „Der Nibelungen Untergang“) runden die düstere Geschichte mit spannenden Bildern ab.

Robert Louis Stevenson
Der merkwürdige Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde
ISBN: 978-3-15-011002-7

Rezension zu „Moby Dick – Graphic Novel“

Moby Dick, Graphic Novel, Buchblog Oliver SteinhäuserMoby Dick. Jedem von uns ist dieser Name ein Begriff. Doch fragt man dezidiert nach dessen Bedeutung und der Geschichte hinter diesem Namen, sehen wir uns oft großen Augen und hochgezogenen Schultern gegenüber. Es ist nicht unüblich, dass die meisten von uns die Klassiker der Weltliteratur benennen können, die wenigsten unter uns sie jedoch auch wirklich gelesen haben. Frohlockung erfahren all jene, denen das Lesen solcher Klassiker zu müßig ist. Denn Moby Dick ist seit einiger Zeit als Graphic Novel bei „Egmont Graphic Novel“ erhältlich.

Der Roman „Moby Dick“ beschreibt die Abenteuer, die die Besatzung des Walfangschiffes Pequod erleben. Während die Ziele der angeheuerten Männer an Bord hohe Magen an Walrat und -fleisch sind, um möglichst hohe Einnahmen zu erzielen, driften die Waljäger zunehmend in einen irrsinnigen Machtkampf zwischen dem Kapitän Ahab und dessen größten, bislang unerfüllten Wunsch. Der Tod des Weißen Wals, Moby Dick, der ihm bereits vor einigen Jahren im Kampf ein Bein genommen hat. Allen Warnungen und Bedenken seiner Mannschaft zum Trotz lautet der Befehl Ahabs, dem legendenumwobenen Meeressäuger den Garaus zu machen, um sich für das zugefügte Leid, seiner Verkrüppelung, zu rächen.
Gegenspieler des fanatischen Kapitän Ahab ist sein erster Steuermann Starbuck, der durch seine Courage und Erfahrung zum rationalen Denken in der Lage ist. Der seinem Kapitän immer wieder aufzeigt, wie sinnlos sein geplanter Rachefeldzug gegen einen Wal von unbezwingbarer Größe ist.
Doch mit seinem Fanatismus, seiner Obsession und dem unerbittlichen Willen, befeuert Ahab die Kampfbereitschaft seiner Crew und treibt sie in seinem Wahn in den tödlichen Untergang der Pequod und seiner selbst.


Wie benennt man die Kombination aus Lesebericht und Seherlebnis?


Dunkle und rau gezeichnete Bilder verdeutlichen das blutige und barbarische Handwerk der Walfänger. Dank des Verzichts auf Schattierungen, erzeugt Christophe Chabouté eine Graphic Novel, die sich durch mystische Finsternis auf den Betrachter überträgt und die Strapazen der Besatzung verdeutlicht. Das Verwenden von altertümlichen Begriffen aus der Seefahrt runden die Dialoge und Diskussionen an Bord des Fischerschiffes stimmig ab und versetzen den Leser in eine durch Körpereinsatz geprägte Zeit.

Christophe Chabouté (nach Herman Melville)
Moby Dick
ISBN: 978-3-7704-5523-2

 

Lesebericht zu „In Andrews Kopf“ von E. L. Doctorow

In Andrews Kopf_E.L. Doctorow_Buch-und Medienblog_Oliver Steinhaeuser„Ich kann Ihnen von meinem Freund Andrew erzählen, dem Kognitionswissenschaftler. Es ist aber nicht schön.“
So startet E. L. Doctorow seinen letzten Roman „In Andrews Kopf“. Und er hat Recht. Es ist nicht schön, denn alles in Andrews Leben scheint normwidrigen Regeln zu folgen. Wir blicken in die Psyche eines Mannes, dessen Leben aus Unfällen, Verlusten und Trauer besteht. Ein Mensch, der in freudigen Momenten bereits vorahnen muss, dass die Glückseligkeit nicht ewig währt. Andrew erzählt seine Geschichte, offenbart sich seinem Therapeuten. Vertraut seinem Gegenüber seine innersten Gefühle an. Uns. Den Lesern. Seinen Therapeuten?

Nachdem sein erstes Kind durch einen nachlässigen Fehler starb, ging die Beziehung zu seiner ersten Frau Martha in die Brüche. Jahre später sucht er sie allerdings erneut auf. Denn nach dem Tod seiner zweiten Frau Briony, möchte Andrew seiner Exfrau sein zweites, mit Briony gezeugtes Kind überlassen.
Durch die Therapiesitzungen erfahren wir sukzessive, wie der Kognitionswissenschaftler Andrew seine Welt wahrnimmt, wie er seine Umgebung, seine Mitmenschen, den Geist und die Seele studiert, um sie zu verstehen. Um sie für ihn zugänglicher und verständlicher zu machen. In mehreren wirren Teilen erfährt der Leser des Reflexionsromans die Dramen des Protagonisten.
Freude und Hochgefühl berühren uns, wenn wir über die Beziehung zu seiner zweiten Frau Briony lesen. Eine Frau mit skurrilen und witzigen Wurzeln, die durch den Zusammenfall des World Trade Centers am 9. September 2001ein jähes Ende fand.
Schwermut überkommt uns, wenn wir durch abschweifende Gespräche mit seinem Therapeuten erfahren, dass Andrew auf der Suche nach dem Ursprung seiner Wesensart und seines Handelns ist. Nur, um mit Hilfe seiner Fähigkeiten in der Neurobiologie zu bestimmen, ob sein Schicksal bestimmten vererbbaren Verhaltensmustern entspricht, die möglicherweise zu relativieren sind.
E. L. Doctorow präsentiert einen Pechvogel par excellence, der letztendlich vor dem Versuch ein normales Leben zu erleben kapituliert und sich seiner Anomalien annimmt. Die Erkenntnis, dass Erinnerungen immer Teil seines Lebens sein werden, führt zur Entwicklung seines eigenen dunklen Humors, den er bis ins Bizarre anwachsen lässt.

„Im tiefsten Innern, im Grunde meiner Seele, falls es die gibt, bin ich letztendlich unberührt von dem, was ich getan habe. Ein leiser Hauch des Bedauerns über tote Babys, über tote Ehefrauen, über die Brände, die ich unabsichtlich legte, und solche Katastrophen können mich in meinen Träumen alle irgendwohin laufen lassen, wo ich kein Unheil anrichten kann, aber im wachen Leben lässt meine Schuld mich kalt.“

Für all diejenigen, die nach Erkenntnis und Sinn suchen, ist dieses Buch nur wenig geeignet.
All diejenigen, die auf ihrer temporären Realitätsflucht originelle Geschichten zu Rate ziehen möchten sei dieser Roman wärmstens empfohlen, denn die Wissenschaft ist wie ein sich stetig verbreiternder Scheinwerferstrahl, der immer mehr vom Universum erhellt. Doch während der Stahl breiter wird, nimmt auch die Dunkelheit an Umfang zu.

E. L. Doctorow
„In Andrews Kopf“
ISBN: 9783462048124