Hannes ist 35 Jahre alt, als ihm seine Eltern mitteilen, dass sie umziehen werden und er sich nun eine eigene Wohnung suchen müsse. Eine Katastrophe, denn dieser Umzug bedeutet, dass seine täglichen Strukturen aus dem Ruder laufen werden. Wo soll er nur seine viertausend Bücher umfassende Bibliothek und das Lesesofa unterbekommen? Wo seine Zeitung kaufen und Pakete abgeben? Der Kiosk, an dem er all das sonst erledigt hat, ist von seiner neuen Wohnung zu weit weg, um dort täglich hinzulaufen. Zu allem Überfluss steht bereits am ersten Abend in seiner eigenen Wohnung der Nachbar Hupe vor seiner Tür, möchte Hannes kennen lernen und ihm seine Hilfe anbieten. Hannes ist perplex, denn gehört es sich nicht genau anders rum? Obwohl Hannes sich vor dem Verlust seiner eingefahrenen Struktur und Ordnung fürchtet, ist es Hupe, der ihm zum Ausbruch aus seinen mentalen Fesseln verhilft, ihm Neues zeigt und ihm die Existenz eines lebensfrohen Daseins neben seiner Parallelwelt aus Büchern zeigt.
„Deine Lorbeeren von heute sind schon morgen der Kompost im Garten deines Lebens.“ (S.99)
Dieses Buch legt man nur widerwillig zur Seite, denn es bedeutet, dass man von Melancholie erfasst wird. Hupe, Holger und Hannes sind dem Leser wahrhaftig ans Herz gewachsen. Sie leben ein Leben, indem jeder für den anderen einsteht, so wie beste Freunde es in der heutigen, von Hektik getriebenen Zeit fast nicht mehr imstande sind zu tun. Dabei kennen viele der Charaktere sich erst seit kurzer Zeit und durch mehr oder weniger unfreiwillige Umstände. Die Konstellation der Charaktere ist besonders gelungen, denn jeder stammt aus einem anderen sozialen Milieu. Was die Protagonisten und den Leser beim ersten Aufeinandertreffen abschreckt, ist der Kitt auf den zweiten Blick. Eine Gleichheit und Menschlichkeit die durch die zu meisternden Lebensumstände entsteht. Es ist so, als habe jeder nur eine Kernkompetenz und erst das Zusammenrücken der so unterschiedlichen Menschen ermöglicht ihnen das gegenseitige Profitieren voneinander. Ermöglicht ihnen echte Vielfalt.
Für Hannes bedeutet es den Ausbruch aus seiner starren Bücherwelt, die ihn bislang an die Theorie gebunden hielt. Er findet auf einmal Gefallen an der Praxis, denn sie ist das Leben.
Dass einige der Texte auch auf der CD zur Verfügung stehen, macht aus „Herr Schlau-Schlau wird erwachsen“ einen besonderen und authentischen Ausflug in die Hauptstadt Deutschlands. Gerade Hupe sorgt mit seinem Berliner Dialekt für besondere Authentizität, sodass selbst ick beim Verfassen meener Meinung Obacht geben muss, meine Jedanken uff Hochdeutsch zu sortieren. Dit kann ja sonst ooch keener les’n.

Durch die Zusammenkunft dieser grundverschiedenen Menschen, erzählt uns die Geschichte von Herrn Schlau-Schlau etwas über die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Heimat. Der Leser fühlt die stille Sehnsucht nach Gleichgesinntheit, auch wenn diese – besonders in einer durch Anonymität geprägten Großstadt – oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist.
„Herr Schlau-Schlau wird erwachsen“ fordert den Leser zum Überschreiten seiner Komfortzone auf, erinnert ihn an die Existenz des Neuen, nicht ausschließlich als Verlust von Gewohnheit und Selbstvertrauen, sondern auch als Chance zum positiven Wandel, zum Erweitern seines Horizonts und der Reflexion seiner eigenen Einstellungen. Neues bringt eben neben Ungewohntem gleichzeitig auch Abenteuer und Erfahrung. Diese lohnen sich für den Protagonisten Hannes. Und wir haben Spaß daran, wenn wir merken, das augenscheinlich divergierenede Intelligenzen sich wunderbar ergänzen.
Johannes Krätschell
Herr Schlau-Schlau wird erwachsen
ISBN: 978-3-95996-030-4



Wer schreibt ein Buch über sein stürmisches Leben? Beschreibt darin, wie ein geregeltes und geplantes Leben als Theologin während des Studiums aus dem Ruder läuft und in einem sodamasochistischen Etablissement sein unwiderruflichen Wendepunkt findet. Es ist die Geschichte der jungen Studentin Cara, die in der Hoffnung auf ein gottesfürchtiges Leben unter die Räder des körperlichen Verlangens und einem damit verbundenen extatischen Kontrollverlust gerät. Es sind die Memoiren einer juristisch nie belangten Frau, die ihre Erfahrungen und Ängste textlich verarbeitet hat und die in „Das Ende der Schuld“ ihren Abschluss finden.
Manchmal gibt es ein ganz besonders starkes Band zwischen einem Großvater und seinem Enkel. Doch nur selten führt es dazu, dass beide eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Eine Expedition zum Ursprung des Großvaters Alberto Romero. Umso schöner, wenn das Duo dabei auch findet, wonach der siebenjährige Tino sich so arg sehnt: Albertos verlorenen Geburtstag.
Unendlich viele Stellungen in einem Rat gebenden Buch. Vier minderjährige Kinder, die dieses Buch eines Tages gemeinsam aus dem Bücherregal ihrer Eltern ziehen und es studieren, während ihre Eltern wieder einmal zu einer öffentlichen Diskussion über ihr Buch eingeladen sind. Was sollten Kinder über die Sexualität wissen, wieviel von ihr gesehen haben, sodass es ihnen ein aufgeklärtes Weltbild ermöglicht ohne ihre unschuldigen Gedanken zu ruinieren?
Das plötzliche Auftauchen eines kleinwüchsigen Mannes von grauenhafter Gestalt erweckt das Interesse des Gabriel Utterson, Freund und Notar des Dr. Henry Jekyll. Das äußerst schlechte Benehmen des ihm unbekannten Mannes, der auch vor Gewalt nicht zurück schreckt, jagt ihm ein Schauer über den Rücken, denn ausgerechnet zugunsten dieser mysteriösen Gestalt lautet das Testament des Dr. Jekyll. Der Anwalt Utterson begibt sich auf die Suche nach der Verbindung zwischen dem wahrhaften Übeltäter und dem angesehenen Doktor.
