Veranstaltungsankündigung: Wolfgang Hohlbein in Buchhandlung Wittwer

Moerderhotel, Wolfgang Hohlbein, Buchblog, Oliver SteinhaeuserHeute in einer Woche, am Donnerstag,
den 12. November 2015, liest Wolfgang Hohlbein aus seinem neuen Thriller „Mörderhotel“.

Die Veranstaltung findet ab 20 Uhr in der Buchhandlung Wittwer am Stuttgarter Schlossplatz statt. Der Eintritt kostet 15 €. Karten können HIER reserviert werden.

Im Zuge eines Projektes für audiovisuelle Medien, wird auch der Buch- und Medienblog für Dreharbeiten vor Ort sein.

Über „Mörderhotel“:
„230 Menschen gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett, den unglaublichsten Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer gibt. Seine Opfer erleichtert er um ihr Geld und verkauft ihre Leichen an Mediziner. Niemand weiß, was im Kopf dieses Menschen vor sich geht. Bis die Polizei ihm auf die Spur kommt und eine gnadenlose Jagd beginnt … „

Lesebericht zu „Blood on Snow – Der Auftrag“ von Jo Nesbø

Jo Nesbø, Blood on Snow, Der Auftakt, Buch Blog, Oliver SteinhaeuserWas passiert, wenn ein einfältiger aber effektiver Auftragskiller die Frau seiner Träume trifft, die noch dazu sein nächster Mordauftrag ist? Welche Dummheiten mag der naive Olav Johansen, Protagonist, Auftragskiller und Erzähler in der Ich-Perspektive wohl begehen, um seine neu gewonnene Liebe – die Frau seines Aufraggebers – in Sicherheit zu bringen?

Der Auftragsmörder Olav ist nur schwer zu beschreiben. Während er einerseits kaltblütig mordet, ist er gerade bei Frauen sehr milde gestimmt. Seine samariterähnlichen Züge werden ihm beim Mordauftrag seines Chefs Hoffmann zum Verhängnis. Anstatt Corinna, die Ehefrau Hoffmanns, zu ermorden, tötet Olav den Geliebten Corinnas. Er bringt es einfach nicht übers Herz, Frauen etwas anzutun. Allerdings ist Hoffmann alles andere als erfreut über diese unverhoffte Wendung. Denn der ermordete Liebhaber war sein eigener Sohn.
Um des Rachemordes zu entgehen, versteckt Olav sich mit Corinna, und plant Hoffmann zu beseitigen. Während er und Corinna sich an einem sicheren Ort befinden, führt er die Ermordung an seinem Chef Hoffmann aus, und ahnt nicht, dass seine Naivität ihn in eine noch viel größere Falle gelockt hat.

Während des Lesens von „Blood on Snow“ blickt man anfangs unentwegt auf, unterbricht die Geschichte und fragt sich: „Warum bin ich bereits so vertraut mit den Geschehnissen? Und warum ist mir dieser dumme Auftragskiller so sympathisch?“ Zum einen wird dem Leser mit Nesbøs Auftaktthriller ein bekanntes, aber auf den ersten Blick nicht direkt zu identifizierendes Genre präsentiert: Den „Film Noire“, der besonders durch seine pessimistische Weltansicht sowie einem hohen Maß an Zynismus auffällt. Während die sogenannten „Schwarzen Filme“ die amerikanische Filmwelt der 1940er und 1950er Jahre prägten, adaptiert Jo Nesbø das Genre ins Oslo der 1970er Jahre. Eine Stadt, die zu dieser Zeit mit hoher Kriminalität zu kämpfen hatte. Jo Nesbø zeichnet starke Charaktere, die sich hauptsächlich durch ihre Handlungen, und weniger durch eine äußerliche Beschreibung präsentieren.
Nesbø erzeugt eine sehr interessante Balance zwischen Düsterkeit und komischen Entlastungsmomenten. Dieses aufeinander abgestimmte Zusammenspiel, macht selbst einen kalkulierenden Mörder irgendwie sympathisch. Vor allem dann, wenn dieser davon erzählt, wie er an einer vermeintlich Taubstummen immer wieder übt, einer Frau seine Liebe zu gestehen. So wie er auch Schießtraining an torsoähnlichen Gegenständen absolvierte, um sich für den Ernstfall zu rüsten.

„Blood on Snow – Der Auftrag“ ist eine neue Erfahrung und ein interessanter Auftakt, bei dem das Zuordnen eines Genres kaum möglich ist.

Jo Nesbø
„Blood on Snow – Der Autrag“
ISBN-13 9783550080777

Lesebericht zu „Der Sohn“ von Jo Nesbø

Der Sohn-Jo Nesbo-Buchblog-Oliver SteinhäuserZu welchen Taten kann uns das Lüften eines Geheimnisses beflügeln? Was sind wir imstande zu tun, wenn wir erfahren, dass das eigene Leben auf einer Lüge aufbaut. Und warum lässt diese innere Zerrissenheit zu, dass wir Mord als eine Option der Rache sehen, und wir mit einem kaltblütigen Mörder sympathisieren?

Sonny, dessen Vater scheinbar ein korrupter Maulwurf bei der Polizei war, der sich durch Selbstmord seiner Verantwortung entzog, sitzt seit seinem 18. Lebensjahr im Gefängnis. Für Morde, die er nicht begangen hat. Seine Drogenabhängigkeit führt dazu, dass er auch weitere Delikte auf sich nimmt. Denn im Gegenzug erhält er, im Wissen der Gefängnisdirektion, Drogen. Als Sonny eines Tages erfährt, dass sein Vater weder korrupt war, noch Selbstmord begangen hat, will er Rache. Er bricht aus dem Gefängnis aus und begibt sich auf einen Rachefeldzug, bei dem er alle töten will, die mit dem Tod seines Vaters zu tun hatten und weitere unschuldige Menschen umgebracht haben.

Jo Nesbø kritisiert in seinem Thriller korrupte Verwicklungen der Politik und der organisierten Kriminalität mit bestechbaren Behörden des Vollzugs sowie den Drogen- und Menschenhandel.
Er beschränkt sich in der detaillierten Ausführung seiner zahlreichen Charaktere nicht nur auf die echten Protagonisten. Durch die Sorgfalt in der Beschreibung, erhält der Rezipient ein scharfes Bild aller beteiligten Personen. Dies führt dazu, dass es scheinbar keine Randdarsteller in „Der Sohn“ gibt, da man stets das Gefühl hat, jede einzelne Rolle vollständig zu kennen. Diesen Effekt erzeugt Nesbø durch die aufregende Betrachtung des „Sohnes“ Sonny, aus der Sicht der direkt beteiligten Menschen. Jede neue Persönlichkeit wird stets durch die Betrachtung Sonnys und seine Handlungen integriert und führt dazu, dass wir die Motive des Mannes besser verstehen. Diese Art der Betrachtung erlaubt es dem Leser weiterhin, die Person, die Sonnys Handeln sequenziell betrachtet, aus einer inneren Ansicht kennenzulernen. Eine Betrachtung durch den allwissenden Erzähler entfällt. Die Spannung steigt.
Als sich die Situation zuspitzt, nehmen die Alleingänge von Kommissar Simon Überhand. Er bemerkt Beweise, die kein anderer Polizist wahrnimmt, behält sie für sich und geht im Alleingang auf die Suche nach dem rachesüchtigen Sonny, dessen Mission die Eliminierung des wahren Maulwurfs ist. Simon findet Sonny, denn sie verbindet etwas: Er war der beste Freund seines verstorbenen Vaters Ab Lofthus. Simons Job wäre es, Sonny den Behörden auszuliefern, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Stattdessen hilft er dem jungen Mörder, seinen Rachefeldzug erfolgreich zu beenden, denn auch Simon verbirgt ein dunkles Geheimnis, dem er nicht mehr länger gegenüberstehen kann.

Zwischen all diesem knallharten Stoff, ist es Sonny Lofthus, dem der Rezipient eine sehr starke Sympathie entgegenbringt. Er leidet mit seiner auf Lügen gebauten Vergangenheit, trauert um seine verpassten Chancen und hofft insgeheim, dass der junge Mann sein Ziel erreicht und der Geschichte ohne Blessuren und wohlauf entfliehen kann. Der Umstand, dass er sich in seiner Naivität in die junge Martha verliebt, ist die Krönung der Geschichte, denn die Frau ist der rettende Treibstoff, als Sonnys Motor zu stottern beginnt.

„Der Sohn“ ist eine wahnsinnig mitreißende Geschichte, die durch die Themenauswahl, als auch die kraftvoll beschriebenen Charaktere, ihre Einmaligkeit entfaltet. Beobachtet der Leser Kommissar Simon aufmerksam, fällt ihm auf, dass seine Art der Betrachtung von Situationen, sich sehr prägend auf das gesamte Buch niederschlägt. Denn Simon wechselt stets den Blickwinkel während seiner Analyse eines Tatortes, sieht immer etwas mehr als andere. Genau wie der Leser dank der Betrachtung Sonnys durch andere, immer eine Nuance mehr über den jungen Mann weiß und somit ein sehr scharfes Bild seiner Umstände entsteht.

Jo Nesbø
Der Sohn
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN-13 9783550080449

Lesebericht zu „Mona“ von Dan T. Sehlberg

Mona, buchblog, medien, thriller, cyberkriminalität, computervirusWelche Auswirkungen wird der technologische Fortschritt auf unsere Gesellschaft nehmen, sobald es uns gelingt, computergesteuerte Systeme mit unseren Hirnen zu verbinden? Entstehen durch Computerviren reelle Bedrohungen für unsere neuronalen Netze, indem binäre Codes vom Gehirn verarbeitet werden und sich in gefährliche biologische Viren entwickeln?

Eric Söderqvist, IT-Professor der Königlich Technischen Hochschule in Stockholm, forscht an einem System, das durch reine Gedankenkraft Computersysteme steuern kann. Seine Schnittstelle „Mind Surf“ soll den Aufbau eines dreidimensionalen Internets ermöglichen.
Samir Mustaf, libanesischer IT-Spezialist, entwickelt ebenfalls Computersysteme. Seine Intention ist allerdings eine andere. Er will Rache an der israelischen Finanzwelt ausüben. Rache dafür, dass seine Familie durch einen Angriff der Israelis ums Leben kommen musste.
Kurz nach einem ersten erfolgreichen Test mit „Mind Surf“, fällt Eric Söderqvists Frau Hanna, Mitarbeiterin einer israelischen Bank, in ein Koma. Eric wird klar, dass die Erkrankung seiner Frau mit dem Aufruf des vom Mona-Virus infiltrierten Bankennetzwerks zusammenhängen muss. Da die Ärzte in Stockholm nicht in der Lage sind, seiner Frau zu helfen, entscheidet er sich kurzerhand, die Entwickler von Mona ausfindig zu machen. Dabei begibt er sich auf eine gefährliche Reise in den Nahen Osten, in der Hoffnung einen Gegenvirus zu erlangen, der seiner Frau helfen kann.

Die Vorstellung, dass ein Computervirus sich einen Weg in die Nervenbahnen der Menschen bahnt, und das Leben eines Organismus angreift, ist erschreckend. Zu Beginn des Buches suggeriert die Aufteilung der Geschichte in verschiedene Handlungsstränge einen gelungenen Spannungsaufbau. Der Verbund aktueller Themen wie Cyberkriminalität, Terror durch extremistische Gruppierungen, Manipulation durch Geheimdienste und ausufernden technischen Fortschritt sind gesellschaftsrelevante Themen, die nur schwer zu umgehen sind.
Leider verpufft die Lesefreude bereits nach dem ersten Drittel des Werkes. Die Handlungsstränge laufen allmählich zusammen, bilden meiner Ansicht nach jedoch kein Symbiose. Meine Konzentration fällt zunehmend auf die Geschichte von Eric Söderqvist, der verzweifelt genug ist, eine Reise über Nizza und Tel Aviv nach Gaza anzutreten, um ein Gegenmittel zur Heilung seiner Frau zu finden. Dabei passiert ihm Unglaubliches. Das Buch bewegt sich zunehmend zu einem Politthriller. Es ist durchzogen von kuriosen Machenschaften des Mossad, des FBI und manipulierbaren schwedischen Behörden, die sich so sicher nicht zutragen würden.

Zwischen der langwierigen Verarbeitung all der genannten politischen und sozialkritischen Themen, tauchen zeitweise Schmuckstücke zwischenmenschlicher Beziehungen auf. Als Eric Söderqvist endlich auf den Entwickler des Mona-Virus, Samir Mustaf, trifft, entwickeln sich interessante Gespräche zwischen den Männern. Trotz der Tatsache, dass sie aus unterschiedlichen Kulturen stammen und divergierende Meinungen zum Thema Glauben haben, erlangen sie wahrhaftige Erkenntnisse, über die es sich lohnt nachzudenken.

Dan T. Sehlberg
Mona
Klappbroschur
ISBN: 978-3-462-04613-7

Lesebericht zu „Nummer Zwei“ von Claus Probst

Nummer Zwei_Fischer_Claus ProbstWas bewegt einen unbescholtenen Bürger dazu, eine getötete junge und hübsche Frau zu entführen? Was geht in einem Kopf vonstatten, wenn dieser Mann diese provokant positionierte Frau in seinen Wagen lädt, sie nach Hause bringt und in der Tiefkühltruhe mit dem Liebslingskuscheltier seiner eigenen Tochter versteckt?

Klappentext:
Am frühen Morgen findet er sie: die Leiche eines jungen Mädchens, nackt, schutzlos. Gegen alle Vernunft entfernt er das Mädchen vom Tatort und bringt es zu sich nach Haus. Er weiß, er darf das nicht tun. Er weiß auch, dass ein Mörder, der schon zwei junge Frauen umgebracht hat, die Region Mannheim in Angst versetzt. Aber er muss so handeln.
Fallanalytikerin Lena Böll sucht nach einem vermissten jungen Mädchen. Doch der Serienmörder brüstet sich per SMS bereits der Tat. Aber nirgendwo ist eine Leiche gefunden worden. Lena Böll beginnt ein hochriskantes Katz-und-Maus-Spiel, in dem ein Unbekannter zum entscheidenden Faktor wird – auf Leben und Tod.

Bereits die ersten Seiten des Titels fesseln den Rezipienten und werfen in ihm eine Menge Fragen auf: Wer ist dieser ominöse Mann, der die tote Frau vom Tatort entfernt, dabei Spuren verfälscht und zerstört, sein Fehlverhalten erkennt und trotzdem genau so handelt? Faszination, Spannung und Irritation begleiten den Leser von Anfang an, während Claus Probst langsam die ersten Rätsel lüftet, die bahnbrechenden Aspekte doch nur sehr zögerlich illustriert.
„Nummer Zwei“ versetzt den Leser auf eine stürmische Reise, die begleitet von einem aufbäumen der Gefühle und Emotionen in einem glorreichen Finale endet.
Die einzigartige Geschichte arbeitet alle Beteiligten sehr gut heraus, erweckt sie zum Leben und verzichtete dabei auf die genrespezifischen Klischees, wie Blutvergießen und Gemetzel, ohne dabei an Spannungsarbeit zu sparen.
Claus Probst zeichnet seine sehr originell gestalteten Charaktere mit einer Tiefgründigkeit, die er auf eine feinfühlige und menschliche Art beschreibt. „Nummer Zwei“ überzeugt durch die erzählten Hintergrundgedanken der Charaktere, da sie dem Leser ein sehr genaues Bild vor Augen führen. Es ist detailreich geschrieben, ohne langatmig zu sein. Die sukzessive eingestreuten Details aus den Hintergrundgeschichten der einzelnen Figuren – vergleichbar mit Hinweisen für den Leser – fügen das Gesamtbild des Buches fortlaufen zusammen. Dank einer sehr gut durchdachten Konzeption hat man jedoch immer ausreichend Information um die aktuelle Situation nachvollziehbar erfassen zu können, ohne etwas vorweggenommen zu bekommen oder an Spannung zu verlieren.

Claus Probst arbeitet in „Nummer Zwei“ mit dem psychologischen Aspekt der Traumabewältigung, welches das Buch stark thematisiert und dem Leser die facettenreichen Charakteren verdeutlicht.

Claus Probst
Nummer Zwei
Taschenbuch
ISBN: 978-3-596-19691-3

Lesebericht zu „Die Lebenden und die Toten“ von Nele Neuhaus

Nele Neuhaus_Die Lebenden und die TotenNele Neuhaus thematisiert in „Die Lebenden und die Toten“ Machenschaften innerhalb der Organtransplantationsmedizin. Ein Mörder erschießt scheinbar wahllos unbescholtene Bürger. Während das Ermittlerduo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein zu Beginn des Buches noch völlig im Dunkeln tappen, zeichnet sich dem Leser sukzessive ein Bild aus Rache und Vergeltung. Der Mörder beschreitet dabei einen perfiden Weg, der aus der Ermordung von Angehörigen besteht. Durch dieses Vorgehen schaltet er seine Widersacher nicht einfach nur aus, sondern lässt ihnen den gleichen Schmerz zuteilwerden, den diese ihm und seiner Familie in der Vergangenheit zugefügt haben. Sie alle müssen sterben, weil die Handlung eines Angehörigen den Vergeltungsdrang des Täters geweckt hat.
Während die Ermittler den Mörder finden wollen, ermittelt die Tochter des in den Handlungsstrang verstrickten Arztes Dr. Prof. Rudolf auf eigene Faust. Doch im Gegensatz zu den polizeilichen Nachforschungen, geht es Karoline Albrecht nicht darum den Mörder zu finden, sondern die Wahrheit über ihren Vater, der offensichtlich durch den Tod seiner Ehefrau für illegale Organtransplantationen bestraft werden soll. Zu Beginn ihrer eigenen Recherche stellte der Charakter der Karoline Albrecht für mich zunächst einen störenden Faktor dar. Dies änderte sich jedoch, als sie durch das Aufspüren der Freundin einer zentralen Person des Buches, an bahnbrechende Informationen gelangt, die es der Polizei erstmals erlaubt das Geschehen wirklich zu durchdringen.

Auf dem Weg zur Ermittlung des Täters, begegnet der Rezipient sehr vielen Charakteren aus Familie, Umfeld, Zeugen sowie Nebenrollen. Jeder könnte der Mörder gewesen sein. Wer hat etwas zu vertuschen? Wer hat eine alte Schuld offen? Wer fühlt sich verletzt und hätte dadurch ein eindeutiges Motiv? Wer ist in diesem Transplantations-Skandal eigentlich Opfer und wer Täter? Und die allerspannendste Frage: Wer darf sich „Der Richter“ nennen?

Obwohl die „Lebenden und die Toten“ ein Kriminalroman ist, arbeitet Nele Neuhaus unverblümt die Skandale der Transplantationschirurgie auf und vermittelt ein erschreckendes Bild davon, wenn Gier, Ruhm und Narzissmus Antrieb lebensrettender Mediziner sind.
Des Öfteren schlug mir in den Meinungen zu dem Titel eine eindeutige Kritik bezüglich des angesprochenen Themas entgegen. Ist „Die Lebenden und die Toten“ möglicherweise eine Entmutigung potentieller Organspender? Meine Meinung dazu ergibt sich aus einem Vergleich anderer Lebenssituationen und Umständen:
Fakt ist, dass es in allen Bereichen des Lebens Menschen gibt, die anderen helfen wollen. Und an Stellen, an denen geholfen wird, wird auch ausgebeutet. Egal ob dies Textilspenden, Hilfsgüter oder eben Organspenden betrifft. Falsche und heuchlerische Intentionen sind nun einmal vielerorts präsent, doch sollte man sich nicht von solchen Ausnahmen entmutigen lassen, selbst zu helfen!

Nele Neuhaus
Die Lebenden und die Toten
Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN-13 9783550080548

Lesebericht zu „Braune Orchideen“ von Andreas Schnabel

Sie lesen gerne im Zug, in der U-Bahn oder sonstigen lauten Umgebungen? Kein Problem, Krach hindert die Entwicklung der Geschichte zu keiner Zeit.andreas-schnabel-braune-orchideen

Klappentext:
Sie sieht so friedlich aus, die kleine Gemeinde irgendwo im bergigen Süddeutschland, dennoch birgt sie ein furchtbares Geheimnis. Woher kommt der Hass der Alten, der so groß ist, dass sie sich gegenseitig bestialisch umbringen? Hetzt sie die Gier aufeinander? Ist es vielleicht Angst oder werden sie gar fremdgesteuert? Die Toten sind nicht arm gestorben. Im Gegenteil Sie hinterlassen jeweils viel Geld. Viel zu viel, als dass Erben eine Erklärung verlangen dürfen, ohne sich dabei in Lebensgefahr zu begeben.

Andreas Schnabel lässt eine Aura entstehen, der man sich nur schwer wieder entziehen kann. Das Verwenden regionaler Sprachelemente bereichert den Plot, hilft der authentischen Darstellung des ländlich gelegenen Ortes Schwalbach und reiht sich damit angenehm in den derzeitigen Trend der Regionalität ein.
Schwalbach, ein Dorf, das augenscheinlich von anständigen Bürgern bewohnt wird. Doch sie hüten eine fast vergessene Vergangenheit, für dessen Bewahrung sie über Leichen gehen – ein Schatz aus altem Nazigold.

Liest man aufmerksam und reflektiert, so hat jeder einzelne Charakter seine Daseinsberechtigung und steht stellvertretend für eine weltoffene und aufgeklärte Gegenwart. Von homosexuellen Männern, über die Priesterin Stefanie Jänicke, die zusammen mit dem Polizeibeamten Frank Posselt deren alte Liebe entfacht.

Alle Protagonisten werden realitätsgetreu beschrieben, ohne sich dabei stereotypischer Klischees zu bedienen. Andreas Schnabel erlaubt es den Charakteren natürlich zu sein. So spielt das Leben!

Thematisch gibt es keine Abschweife, um mit erhobenem Zeigefinger über die Verbrechen der NS-Diktatur zu richten. Und doch weiß der Leser am Ende, dass derjenige, der mit beiden Beinen im Leben steht, keinen Nationalsozialismus für sein Ego brauch.

Ein Buch das überrascht und dessen Titel sowie die Gestaltung wohl gewählt wurden.

Unbedingt lesen!

Andreas Schnabel
Braune Orchideen
ISBN 978-3-945458-01-3

Krimi-Preis für Jussi Adler-Olson

Der dänische Kriminalautor Jussi Adler-Olson hat im Rahmen des „Mord am Hellweg“ Festivals in Unna den Europäischen Preis für Kriminalliteratur, den „Ripper Award“, gewonnen. Die mit 11.111 € dotierte Auszeichnung wurde bereits zum vierten Mal ausgelobt.
Eine aus Autorenkollegen bestehende Jury schlägt zu diesem zweijährlich vergebenen Preis einen Kandidaten vor, der dann vom Publikum der Lesereihe bestimmt wird.
Der 1950 in Kopenhagen geborene Schriftsteller Adler-Olson nimmt den von der Sparkasse Unna gestifteten Preis am 17. März 2015 entgegen.

Lesebericht zu „Broken Dolls“ von James Carol

Der Protagonist, Ermittler Jefferson Winter ist Profiler, ehemaliger FBI-Agent und Sohn eines perfiden Serienmörders. Nach der Hinrichtung seines Vaters tritt er aus dem FBI-Dienst aus, um sein Leben, als Profiler, dem Auffinden von Serienmördern zu widmen.broken_dolls

Klappentext:
Eine Tat, grausamer als jeder Mord.
Die Opfer, verdammt zu einem Leben ohne Seele.
Ein Profiler für die brutalsten Verbrechen der Welt:
Der erste Fall für Jefferson Winter.

Bereits vier Frauen sind dem Täter schon zum Opfer gefallen.
Er entführt sie, hält sie wochenlang gefangen und foltert sie.
Im Anschluss löscht er ihre Persönlichkeiten durch eine Lobotomie und setzt sie an öffentlichen Orten aus.
Als das fünfte Opfer entführt wird beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Als ich den Titel auf der Buchmesse gesehen habe, konnte ich mich ihm nicht entreißen. Der Klappentext und das Layout brüllten offensichtlich nach Aufmerksamkeit und Beachtung.
Jedoch schafft der Autor James Carol es nicht, den erzeugten Erwartungen an das Buch gerecht zu werden. Dies liegt meiner Einschätzung nach an den Charakteren, die nur schemenhaft dargestellt werden. Auch die Erzählperspektive des Profiler Jefferson Winter in der Ich-Form, eröffnet dem Rezipienten die Gefühlswelt des Ermittlers nicht.
Die Perspektiven alternieren zwischen der des Ermittlers und der des aktuellen Entführungsopfers Rachel Morris. Diese betrachtet das Geschehen aus der Perspektive der dritten Person. Aber auch der Charakter der Rachel Morris schafft es nicht, dem Leser ihre Empfindungen nahezubringen. Die Distanz bewirkt, dass einem die Opfer fast egal sind und man nicht um sie bangt. Schade, denn genau das Leiden mit den Opfern ist essenziell für einen guten Spannungsaufbau.

Einige Mal kam ich mir vor wie in dem Computerspiel „Grand Theft Auto“. Durch Cheats kann man sich dort alles Mögliche zusätzlich in das Spiel laden. Die Wünsche des Profilers Winter, und vor allem deren Erfüllung erinnerten mich stark an das Cheating in dem besagten Computerspiel.
Merkwürdig ist auch, dass die Polizei – im nun bereits fünften Entführungsfall – nach wie vor keine Ermittlungserfolge vermelden kann.

Einen interessanten Punkt bieten die Visionen, die Profiler Winter immer wieder bekommt, wenn er sich an Tatorten oder in den privaten Umgebungen der Opfer aufhält. Hier wäre es schön gewesen, wenn der Autor dem Leser die Herkunft dieser Eingebungen aufgezeigt hätte. Eine Steilvorlage hätte an dieser Stelle der eigene Vater geboten!

Vielleicht baut James Carol daraus in seinen folgenden Titeln etwas Spannendes.

In der Rezensions-Schmiede

Zurzeit befasse ich mich mit dem Titel „Broken Dolls – Er tötet ihre Seelen“ von James Carol.
Dieser Titel zieht derzeit viel Aufmerksamkeit auf sich und besticht durch eine sehr gelungene Gestaltung, die es kaum zulässt den Blick abzuwenden.
Das Zusammenspiel von Typografie, Farbe und lackierter Prägung des abgebildeten Werkzeuges ist sehr stimmig.
Für diesen Titel hat dtv wohl ein nicht geringes Marketingbudget eingeplant:
Buchtrailer…

Broken Dolls_Anzeige

 …und Anzeigen, wie hier in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung:

Mir fehlen nicht mehr viele Seiten, bis ich den Titel zu Ende gelesen habe. Jedoch kann ich schon jetzt soviel sagen, dass dieses Buch nicht zu meinen favorisierten und angepriesenen Werken gehören wird.